Pflegevorsorge: „Einfache Produktkonzepte und einfache Botschaften“

Stichwort Pflege-Bahr: Die Versicherungswirtschaft betont immer wieder, dass die geförderte Pflege allein nicht ausreicht, sondern durch hochwertigere Pflegezusatzprodukte ergänzt werden sollte. Aber geht es nicht auch darum, überhaupt erst mal anzufangen?

Botermann: Das ist völlig richtig – zumal der Pflege-Bahr auch keinen Riesenkonsumverzicht bedeutet. Die Menschen zahlen zehn Euro ein und bekommen noch fünf Euro vom Staat dazu. Das ist schon mal ein wichtiges Add-on zur gesetzlichen Pflegeversicherung. Leider gibt es ein paar Branchenteilnehmer, die der Meinung sind, auf den Pflege-Bahr zu verzichten, weil hier eine Annahmepflicht besteht und somit keine Gesundheitsselektion möglich ist. Auch wenn die Annahmepflicht unserem Geschäftsmodell widerspricht, sollte man aber angesichts der schwierigen Versorgungssituation darüber hinwegsehen. Ich halte diese Diskussion für zu akademisch. Kurzum: Der Pflege-Bahr ist für viele Menschen ein wirklich guter zusätzlicher Schritt, um für den Pflegefall vorzusorgen.

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Reitzler: Absolut, dem kann ich nur beipflichten, Herr Dr. Botermann – zumal der Pflege-Bahr auch als „Appetitanreger“ für die Vertriebe dient. Traditionell funktioniert es immer gut, den Kunden über staatliche Förderungen aufzuklären. Dass einige wenige Unternehmen im PKV-Verband den Pflege-Bahr aus diversen Gründen ablehnen, ist deren Entscheidung, die ich nicht bewerten möchte. Unser Haus hat den Pflege-Bahr von Anfang an begleitet – und der läuft auch gut. Die Vertriebe haben ihre Begeisterungsfähigkeit für dieses Produkt eindrucksvoll gezeigt.

Botermann: Noch eine Ergänzung zum Pflege-Bahr: Ich finde es richtig, dass die Bundesregierung das Produkt so belassen hat, wie es ist. Das war zu Beginn der Legislaturperiode noch strittig. Die Unternehmen haben mit dem Verkauf von rund 500.000 Verträgen im ersten Jahr in deutlicher Form demonstriert, dass hier ein Bedarf besteht und die Menschen auch bereit sind, den Pflege-Bahr abzuschließen.

Das Gespräch führten Lorenz Klein und Frank O. Milewski.

Fotos: Stefan Malzkorn

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