Für die privaten Krankenversicherer steht in diesem Jahr viel auf dem Spiel. Michael Kurtenbach, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Krankenversicherung, spricht in Cash. über die Herausforderungen und den Reformeifer der Branche.
Cash: Die Debatte um Beitragsanpassungen hat der PKV negative Schlagzeilen beschert, die bis heute nachwirken. Was können die Branche und Ihr Haus dazu beitragen, das eigene Image zu verbessern?
Wichtig ist, dass wir uns dieser Kritik stellen und sie als Anlass nehmen, entsprechende Reformen seitens der Branche einzuleiten. Nach der heftigen Medienkampagne gegen die PKV im ersten Halbjahr 2012 ist ein dementsprechender Reform- oder Veränderungswillen eingeleitet worden.
Das heißt, die PKV versteckt sich nicht und sitzt die Kritik auch nicht aus, sondern hat in bemerkenswert kurzer Zeit Veränderungen auf den Weg gebracht. Zu nennen ist hier insbesondere das Thema der Mindestleistungen, welches die Unternehmen sehr zeitnah in ihren Tarifwerken umgesetzt haben.
Kritiker behaupten nun, dass viele der neuen Unisex-Tarife in wichtigen Bereichen keinen ausreichenden Leistungsumfang bieten würden. Was sagen Sie dazu?
Diesen Vorwurf kann ich nicht nachvollziehen. Im Gegenteil: die Mehrheit der Anbieter hat die Unisex-Umstellung nachweislich dazu genutzt, ihr Tarifwerk auf der Leistungsseite zu verbessern, indem beispielsweise der Leistungsumfang für ambulante Psychotherapie, im Bereich der Hilfsmittelversorgung oder aber bei Sucht- und Entwöhnungstherapien ausgeweitet worden ist.
Dass manche Anbieter im Bereich der ambulante Psychotherapie eine Selbstbeteiligung für den Kunden einbezogen haben, ist ein in der privaten Versicherungswirtschaft übliches und sinnvolles Kostensteuerungsinstrument.
Nach Angaben der Finanzaufsicht BaFin mussten zuletzt 18 von 48 PKV-Anbieter ihren Rechnungszins absenken. Die Gothaer gehört nicht dazu – wie lange noch?
Zaubern kann keiner, auch wir nicht. Das heißt, wenn die Zinsen noch über längere Zeit auf dem niedrigen Niveau bleiben, wird es über kurz oder lang jedem Krankenversicherer so gehen, dass er den aktuariellen Unternehmenszins (AUZ) von 3,5 Prozent in der Prognose nicht mehr erreicht.
Nachdem die Mehrheit der PKV-Unternehmen die Unisex-Tarife bereits mit einem abgesenkten Rechnungszins von 2,75 Prozent an den Markt gebracht haben, ist es ohnehin sinnvoll, auch den Altbestand schrittweise auf ein niedrigeres Niveau abzusenken. Aber natürlich freut es uns, dass die Gothaer nicht zu den Unternehmen zählt, die aufgrund eines nicht bestandenen AUZ-Tests kurzfristig absenken müssen.
Seite zwei: Vermeintlich unzureichende Wechselmöglichkeiten