Im Wahljahr 2017 rückt auch die Gesundheitspolitik wieder auf die Agenda von Politik, Medien und öffentlicher Diskussion. Was muss die PKV tun, um für Kunden wieder attraktiv zu werden und ihr Neugeschäft anzukurbeln?
Gastbeitrag von Stefan Bause, Willis Towers Watson
Das Problem steigender Beiträge und insbesondere die Frage, inwieweit die Versicherten sich im Alter noch den gleichen Leistungsumfang leisten können, ist auch innerhalb der PKV nicht wegzudiskutieren. Es reicht daher nicht zu argumentieren, dass gewisse Reformzuschläge das Problem nicht lösen werden und zum Beispiel eine stärkere Mitgabe der Alterungsrückstellung die Beiträge insgesamt sogar erhöhen werden.
Die PKV muss sich der Forderung nach langfristig finanzierbaren Beiträgen stellen und Lösungsansätze entwickeln. Hierzu ist eine transparente und nachhaltige Kommunikation notwendig – dies betrifft vor allem die sensiblen Bereiche Beitragsanpassung, Tarifwechsel und Leistungsumfang.
Beitragsanpassung: Auf Basis der aktuellen Rechtslage können Beiträge erst angepasst werden, wenn die tatsächlichen Leistungsausgaben die kalkulierten dauerhaft um einen festen Prozentsatz übersteigen, je nach Tarif und Gesellschaft zwischen fünf und zehn Prozent. Somit kommt es in der Regel alle zwei bis drei Jahre zu teils deutlichen Beitragsanpassungen. Mit aller Regelmäßigkeit kommt es jedes Jahr bei mindestens einem PKV-Unternehmen zu zweistelligen Anpassungen, was zu einem entsprechenden Aufschrei in der Öffentlichkeit führt. Dies ist mit Sicherheit ein entscheidender Grund, warum sich in der Vergangenheit immer mehr Versicherte um die Bezahlbarkeit ihrer Beiträge im Alter sorgten und somit erst gar nicht den Wechsel von der GKV in die PKV wagten. Allgemeine Vergleiche zeigen aber, dass dies nicht nur ein Problem der PKV ist. Je nach betrachtetem Zeitraum fallen die durchschnittlichen Beitragssteigerungen in der GKV sogar höher aus. Solch allgemeine und für Kunden nur schwer zu überprüfenden Vergleiche reichen jedoch nicht aus, um Versicherte zu überzeugen.
Die Gesellschaften müssen mehr tun und aktiv und transparent darstellen, wie sich die Beiträge in den relevanten Tarifen in der Vergangenheit entwickelt haben und es in Zukunft tun werden. Insbesondere Letzteres ist schwierig, hat aber Wirkung: Allein die Darstellung aller Maßnahmen und Aktivitäten, die ein Versicherer für Beitragsstabilität unternimmt, strahlt positiv auf den Kunden aus. Zum anderen bietet sich die Möglichkeit, Beitragsanpassungen unterhalb der Erwartungen als positive Nachricht zu senden. Die aktuell diskutierten Gesetzesänderungen, eine jährliche Beitragsanpassung zu ermöglichen, wären hilfreich, denn sie ermöglichen moderate aber regelmäßige Steigerungen. Es würde auch den transparenteren Umgang mit dem erfolgten und zu erwartenden Beitragssteigerungen erleichtern und in Kombination sollte dies auch aus Versichertensicht vertrauensstärkend wirken. Die Fähigkeit, Entwicklungen solide vorausplanen und dem Kunden bei Beitragssteigerungen Alternativen bieten zu können, wird ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal werden.
Seite zwei: Bei den Wechselmöglichkeiten hat sich einiges getan