PKV: „Beitragssteigerungen gezielt abfedern“

Viele Mitglieder der privaten Krankenversicherung (PKV) stellen sich derzeit die bange Frage, wie es im nächsten Jahr mit ihren Beiträgen weitergeht. Die Branchenvertreter wissen um die Sensibilität des Themas – und sprechen im Cash.-Roundtable Klartext: „Es wird höhere Beiträge geben, denn finanzielle Sicherheit hat ihren Preis“.

Oben links: Wiltrud Pekarek, Hallesche Krankenversicherung; rechts Jan Roß, Inter Versicherungsgruppe. Unten links: Marcel Boßhammer, Gothaer Krankenversicherung; rechts Thomas Thomsen, Barmenia Krankenversicherung.

Cash.: Das fortdauernde Niedrigzinsumfeld bereitet inzwischen auch den Managern in der PKV Kopfzerbrechen, denn obwohl die Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) weiter ansteigt, drohen schon bald kräftige Beitragserhöhungen. Wie geht Ihr Haus mit dieser Herausforderung um?

Wiltrud Pekarek, Vorstand, Hallesche Krankenversicherung a. G: Der Niedrigzinsphase ist die private Krankenversicherung genauso ausgesetzt wie die Lebensversicherung. Wenn diese Phase weiter anhält, besteht die Notwendigkeit, den Rechnungszins (RZ) in den Bisex-Tarifen sukzessive abzusenken – letztendlich, um die Finanzierung der garantierten Leistung sicherzustellen. In der Unisex-Welt hat die Branche ja bereits reagiert und den Rechnungszins weitgehend auf 2,75 Prozent abgesenkt. Die Hallesche hat sich seinerzeit als einziger privater Krankenversicherer dazu entschieden, auf 2,5 Prozent zu reduzieren – nicht aufgrund einer Kapitalanlagenot, sondern weil wir zu Recht annahmen, dass sich der Kapitalmarkt nicht so schnell erholt. Das heißt, mit den 2,5 Prozent in der Unisex-Welt haben wir momentan keinen Handlungsbedarf. Bei den Bisex-Tarifen müssen wir schauen, wie sich der aktuarielle Unternehmenszins in den nächsten Jahren entwickeln wird. In jedem Fall wird wichtig sein, Beitragssteigerungen sehr gezielt mit Einmalbeitragsmitteln oder mit Finanzierungen aus der RfB abfedern zu können. Klar ist aber auch: Wir werden unseren Kunden den niedrigeren Rechnungszins nicht beitragsneutral bieten können. Es wird höhere Beiträge geben, denn finanzielle Sicherheit hat ihren Preis.

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Christian Barton, Vorstandsmitglied der Nürnberger Krankenversicherung AG: Im Moment weist die Branche eine sehr gute RfB-Quote aus. Wir verfügen also über gut gefüllte RfB-Töpfe, mit denen wir Beitragsanpassungen abmildern können. Insofern ist die PKV hier sehr gut aufgestellt. Gleichwohl gebe ich Frau Pekarek recht: Es wird zwangsläufig zu Beitragsanpassungen kommen, weil eben der Rechnungszins entsprechend abgesenkt werden muss. Zugleich ist aber zu betonen, dass Zinserträge, die in Form eines „Überzinses“ den jeweiligen Rechnungszins übersteigen, zu 90 Prozent dem PKV-Kunden für seine Altersrückstellungen gutgeschrieben werden. Das sollte man in der Debatte um Beitragsanpassungen nicht vergessen. An dieser Stelle möchte ich auch betonen, dass der Gesetzgeber einen „auslösenden Faktor Zins“ festschreiben sollte: Dadurch hätten wir die Möglichkeit, allein aufgrund der Zinsentwicklung eine Beitragsanpassung durchzuführen, sodass wir nicht erst abwarten müssen, bis der auslösende Faktor Leistungsausgabe oder Sterblichkeit anspringt.

Thomas Thomsen, Hauptabteilungsleiter/Prokurist, Barmenia Krankenversicherung a. G.: Für unsere Unisex-Tarife, die seit 2013 nur noch angeboten werden dürfen, wurde von vornherein ein Rechnungszins von 2,75 Prozent berücksichtigt, sodass diese Tarife bei einem andauernden Niedrigzinsszenario erst einmal nicht betroffen wären. Für die Bestandstarife wurden im Rahmen der letzten Beitragsanpassungen (BAP) bereits schrittweise Rechnungszinssenkungen realisiert; dies werden wir bei der Barmenia sukzessive fortsetzen.

Seite zwei: „Fingerspitzengefühl in der Kommunikation“

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