Privat Krankenversicherte könnten das anhaltend niedrige Zinsniveau einem Zeitungsbericht zufolge mit deutlich steigenden Beiträgen bezahlen. Es geht um Prämienerhöhungen von bis zu acht Prozent.
Um sechs bis acht Prozent sollen die Beiträge nach Berechnungen der Versicherungsgesellschaften steigen, berichtet die „Financial Times Deutschland“ (FTD). Mit den Anhebungen sollen die aufgrund der niedrigen Zinsen geringeren Renditen kompensiert werden. Oben drauf kommen noch die normalen Beitragsanpassungen wegen der höheren Kosten im Gesundheitswesen.
Hintergrund: Die insgesamt 46 privaten Krankenversicherer in Deutschland müssen einen Teil ihrer Beitragseinnahmen zurückstellen, damit der Schutz auch für ältere Kunden bezahlbar bleibt. Diese Rückstellungen betragen zurzeit laut FTD 144 Milliarden Euro und müssen zu einem speziellen Satz verzinst werden. Dessen Obergrenze – der sogenannte Höchstrechnungszins – wird vom Bundesfinanzministerium festgelegt. Das soll verhindern, dass die Versicherer auf Grundlage von riskanten Zinskalkulationen versuchen, Kunden mit günstigen Angeboten zu ködern.
Seit über 50 Jahren liegt dieser Zinssatz unverändert bei 3,5 Prozent – anders als in der Lebensversicherung, wo es aktuell 2,25 Prozent sind. Mit Anlagen in Staatsanleihen, die bei den Versicherern üblich sind, lassen sich inzwischen kaum mehr als 2,5 Prozent verdienen – diese Lücke muss geschlossen werden. Höhere Beiträge könnten aber frühestens zum Januar 2012 greifen – für kommendes Jahr sind die Sätze schon festgelegt.
Daher gäbe es, so der Bericht, starke Kräfte in der Branche, die eine vorübergehende Absenkung auf drei Prozent befürworten. Unter den Versicherern tobe deshalb ein heftiger Streit. Die Mehrheit der Gesellschaften sowie die Spitze des Branchenverbands PKV halten laut FTD strikt dagegen: Sie fürchten, dass eine Absenkung des Zinses fatale Folgen für das Versicherungsgeschäft hätte. (hb)
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