Positiver Effekt: Die Versicherten haben auch immer einen Überblick über ihre Dokumente und deren Bearbeitungsstatus. Oder es gibt ein interaktives Gesundheitsprogramm speziell für Diabetiker, das Werkzeuge und Tipps zum Umgang mit der Krankheit gibt. Auch „Tutorials“ auf YouTube sind längst Realität. Der Begriff „Digitalisierung“ ist deshalb bei Krankenversicherern nicht mehr nur ein Schlagwort – es steht bei ihnen ganz weit oben auf der Agenda.
Fitnessarmbänder immer beliebter
Dazu gehört auch die Optimierung der internen Bearbeitungsprozesse. Zahlreiche Prozesse lassen sich schon heute über die Dunkelverarbeitung verschlanken: vom Rechnungseingang über die Prüfung bis hin zur Erstellung der Leistungsabrechnung. Einige Kassen sind hier schon gut dabei – doch insgesamt gesehen besteht hier noch Nachholbedarf. Die PKV-Anbieter greifen tief in den Geldtopf, um in neue Geschäftsmodelle rund um Digitalisierung und in die Umgestaltung ihrer Prozesse zu investieren. Teilweise ist von 100 Millionen Euro die Rede.
Die Digitalisierung lässt jedoch noch sehr viel mehr Ideen und Engagement zu. Über die Themen E-Health (als Sammelbegriff für den Einsatz digitaler Technologien im Gesundheitswesen) und die Ausweitung des gesundheitsbewussten Verhaltens durch Fitnessarmbänder (Wearables) wird viel berichtet. Als Personal Trainer am Handgelenk sollen Fitnessarmbänder den Weg ins Fitnessstudio überflüssig machen und ihre Träger zu mehr Bewegung und einem gesunden Lebensstil animieren. Bereits 17 Prozent der Deutschen besitzen laut der Wirtschaftsberatungsgesellschaft PwC einen oder mehrere dieser Helfer (Stand 2015).
Erfolgsfaktor Digitalisierung
Doch die Unsicherheit ist nach wie vor groß, was mit den Daten tatsächlich passiert und wer den Zugriff auf die Daten hat. Schließlich handelt es sich gerade bei Gesundheitsinformationen um sensible und sehr persönliche Informationen, die gut gesichert und nicht für jedermann einsehbar sein sollten. Trotzdem: die PKV-Anbieter stehen zu Recht in den Startlöchern, werden die Fitnessarmbänder bezuschussen und dann die gesunde Lebensweise ihrer Versicherten in die Beitragshöhe einfließen lassen.
Die PKV steckt in einem tiefgreifenden Veränderungsprozess – das wirtschaftliche, gesellschaftliche und technische Umfeld wandelt sich rasant. Versicherte sind mittlerweile aus anderen Branchen an digitale Angebote gewöhnt und erwarten diese Agilität auch von ihrer Krankenversicherung. Die Erwartungen werden in Zukunft eher noch steigen. Es wird wesentlicher Erfolgsfaktor der einzelnen Krankenversicherer sein, wie schnell sie hier mitgehen.
Christoph Dittrich ist Geschäftsführer der softfair GmbH. Der Gastbeitrag entstand in Zusammenarbeit mit Daniel Müller, Leiter PKV bei softfair.
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