Er legt folgende Zeitansätze zugrunde: Beratungsgespräch (zwei Stunden), Vor- und Nachbereitung der Kundenfragen (anderthalb Stunden), An- und Abfahrt (anderthalb Stunden), laufende Betreuung über 30 Jahre hinweg (mindestens zehn Stunden).
Der Geschäftsführer von Plansecur verweist darauf, dass das 2014 in Kraft getretene Lebensversicherungsreformgesetz eine Deckelung der Vergütung der Vermittler auf 2,5 Prozent aller Beiträge, die ein Kunde über die Laufzeit eines Vertrages zahlt, vorschreibt.
„Heute werden die Einkommen von Finanzberatern beschnitten; sind morgen die Provisionen von Autoverkäufern, übermorgen die Stundensätze von Handwerkern und alsbald von Freiberuflern aller Art an der Reihe?“
Großbritannien als abschreckendes Beispiel
Sczepan erbost sich: „Wenn wir der politischen Mindestlohndebatte eine neue Höchstlohndebatte hinzufügen wollen, wäre eine Deckelung der Bezüge von Politikern oder Dax-Vorständen wohl angebrachter, sofern man Gerechtigkeit anstrebt.“
In Großbritannien sind Provisionen für die Altersversorgung schon seit 2013 verboten. Dort wurden, nach Auskunft des britischen Finanz- und Wirtschaftsministeriums aus dem Jahre 2016, zwischen 19 und 35 Millionen Briten mit kleinen und mittleren Einkommen faktisch von Finanzberatung abgeschnitten.
Ein Ansatz der Regierung, über den der Berater eine Ratgebergebühr mit dem Kunden vereinbaren kann, die aus einem Finanztopf der Versicherungen vorfinanziert wird, gilt auf der Insel als gescheitert, da zu umständlich und praxisfern.
„Wir sollten uns an Großbritannien wahrlich kein Beispiel nehmen“, meint Johannes Sczepan: „Das Land zeigt gerade mit dem Brexitchaos, wie man es nicht machen sollte.“ (bm)
Fotos: Plansecur, Shutterstock
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