Platin: Hohe Nachfrage, geringes Angebot

Platin-Barren
Foto: PantherMedia/paulfleet
Platin hat gegenüber Gold viel aufzuholen.

Mit rund 1.060 Dollar je Feinunze erreichte Platin Mitte dieser Woche das höchste Preisniveau seit März vergangenen Jahres. Dennoch: Im Vergleich zu Gold fällt die Entwicklung enttäuschend aus. Es gibt also Aufholpotenzial

Während Gold seit Jahresbeginn rund 15 Prozent an Wert zulegen konnte, wurde Platin nur knapp sechs Prozent teurer.  Die vergleichsweise schwache Performance von Platin gegenüber Gold spiegelt sich auch im Gold-Platin-Verhältnis wider. Lag diese Korrelation zwischen 2004 und 2018 noch bei rund 0,7, rangiert sie aktuell deutlich unter der Marke von 0,5. Mehr als zwei Unzen Platin sind somit nötig, um eine Unze Gold zu erwerben.

Diese Entwicklung kommt nicht von ungefähr: Zu schaffen machte Platin etwa die im vergangenen Jahr weltweit schwächere Industrieaktivität.  80 Prozent der Anwendungen von Platin finden in der Industrie statt, bei Gold sind es lediglich circa sechs Prozent. In der hohen Industrie-Abhängigkeit liegt nun aber die Chance für ein Schließen der Performance-Lücke. Denn: Zum einen dürfte die Weltwirtschaft zunehmend an Fahrt aufnehmen. Pünktlich zu seiner Frühjahrstagung Mitte April hatte der Internationale Währungsfonds seine Prognose für das globale Wachstum angehoben. Demnach wird die globale Wirtschaft in diesem Jahr 3,2 Prozent und damit um 0,3 Prozentpunkte stärker wachsen als noch im Herbst erwartet.


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Zunehmende Abwärtsrisiken für die Produktion

Und zum anderen hinkt das Platin-Angebot deutlich hinter der Nachfrage her. Schon im vergangenen Jahr verzeichnete der Platinmarkt ein Defizit von rund 851.000 Unzen. Der World Platinum Investment Council (WPIC) rechnet auch für die kommenden Jahre mit einem Angebotsdefizit, da die Nachfrage voraussichtlich weiter steigen und die Minenproduktion im Hauptförderland Südafrika wohl nur stagnieren könnte. Und die Minenunternehmen in Simbabwe warnen bereits vor Schließungen und fordern die Regierung auf, den steigenden Energiekosten entgegenzuwirken. Sollten die Bergbaubetriebe Ernst machen, wären die Folgen beträchtlich, war Simbabwe im vergangenen Jahr laut WPIC doch immerhin für 500.000 Unzen bzw. neun Prozent des weltweiten Minenangebots verantwortlich.

Hinzu kommen womöglich weiter zunehmende Abwärtsrisiken für die Produktion. Der Grund: Die Minenbetreiber fahren angesichts der niedrigen Preise ihre Investitionen zurück. Sollten die Kapitalausgaben im Trend weiter sinken, könnte das Marktdefizit laut WPIC bis 2028 rund 250.000 Unzen höher ausfallen als derzeit erwartet.

Platinmarkt bleibt angespannt

Für 2024 erwartet der WPIC ein Angebotsdefizit von 476.000 Unzen, nachdem das Marktdefizit zwischen Januar und März bereits auf ein Niveau von 369.000 Unzen kam. Das Platinangebot war im ersten Quartal mit 1.625.000 Unzen sogar so niedrig wie bisher nur einmal in der gesamten Zeitreihe des WPIC. Für das Gesamtjahr erwartet der Verband gar ein Rekordtief. Dies teilte der WPIC im Rahmen der „Platinum Week“ mit – ein jährliches Branchentreffen von Produzenten und Verarbeitern in London.

Auf der Nachfrageseite profitiert Platin hingegen von der anhaltenden Substitution von Palladium durch das grauweiße Übergangsmetall in der Automobilindustrie. Da sich die Preisverschiebung in Richtung Platin erst mit einer erheblichen Verzögerung in den Produktionsentscheidungen der Autohersteller niederschlägt, dürfte dieser Effekt vor allem in diesem Jahr zum Tragen kommen. Schon im ersten Quartal 2024 war die Nachfrage aus diesem Bereich mit 832.000 Unzen so hoch wie seit sieben Jahren nicht mehr. Und auch im Schmucksektor könnte sich die Nachfrage aufgrund des hohen Preisabschlags gegenüber Gold erholen und in diesem Jahr um 109.000 Unzen ansteigen. 

Fazit: Es gibt durchaus einige gute Gründe, weshalb Platin weiteren Boden gegenüber Gold gutmachen könnte.

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