Auch China steht inmitten eines großen Umbruchs. Wachstumsraten von knapp zehn Prozent sind Geschichte. China als ewig wachsender Exporteur und rohstofffressender Riese gehört auch der Vergangenheit an. Das hat mehrere Gründe: Der wichtigste ist wohl in der Umorientierung der chinesischen Politik zu suchen. Die Regierung verschiebt die Akzente auf eine Stärkung des Binnenmarktes und auf den heimischen Konsumenten. Der Dienstleistungsbereich expandiert rasant und die Digitalisierung lässt tausende von spannenden Start-ups aus dem Boden schießen. Eine neue und gute Entwicklung. Verständlich war die Reaktion der Börsen im August, als die schwächeren Wachstumszahlen aus China bekannt wurden. Der Tenor war: China kauft nicht mehr so viele Güter im Ausland ein – besonders Deutschland sollte darunter leiden.
Inzwischen zeigt die Realität, dass bisher die Effekte nicht so groß sind, wie befürchtet; auch wenn die deutsche Automobilindustrie deutliche Absatzrückgänge in China vermeldet. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die meisten Schwellenländer in den letzten zwei Jahren markante Rücksetzer in ihrer Entwicklung erfahren haben. Besonders ausgeprägt ist das in Russland und Brasilien der Fall. In Brasilien tobt eine Krise ausgelöst durch unsolide Fiskalpolitik, Inflation und Korruption – die die Gesellschaft, Wirtschaft und Währung heftig schädigen. Indien dagegen versucht mit einer Regierung, die viel stärker wirtschaftsorientiert ist, die wichtigsten Probleme wie den Ausbau der Infrastruktur und der Bildungsmöglichkeiten zu bewältigen und scheint – trotz vielfältiger politischer Störfeuer – auf einem guten Weg zu einer neuen Identität zu sein.
Anleihemärkte: Wertvolle Stabilisatoren
Wenn die Zinsen bei nahe null sind und dort verharren, sind die Anleiheerträge auch nahe null. Dies war vergangenes Jahr durchgängig der Fall. Trotzdem war viel Bewegung im Markt, ausgelöst von wechselnden Faktoren – mal war es China, mal war es eine starke US-Wirtschaft, mal waren es die Aussagen der Fed. Manche zinstragende Papiere verloren sogar deutlich an Wert. Wie bereits erwähnt, leiden die Ölproduzenten in den USA stark unter dem niedrigen Ölpreis; sie sind häufig mit sogenannten High-Yield Anleihen finanziert. Dort gab es nicht nur dramatische Kursverluste, sondern auch Ausfälle durch Pleiten. Generell waren jene Sektoren im Anlagebereich im vergangenen Jahr unter Druck, die sich in den Jahren zuvor besonders gut entwickelt hatten. Das gilt insbesondere für Schwellenländer-Anleihen. Dort zogen die Anleger bedeutende Summen ab, mit der Konsequenz fallender Kurse.
Kein Zinsrückgang in 2016
Es ist weitestgehend auszuschließen, dass die Zinsen im Jahr 2016 fallen und somit Kursgewinne bei zinstragenden Papieren auftreten. Aufgrund der US-Zinswende und der Tatsache, dass die EZB wohl weitgehend ihr Pulver in Sachen Zinssenkungen verschossen hat, gehen wir davon aus, dass mit steigenden Fed-Zinssätzen auch die Anleiherenditen steigen werden. Das bedeutet, dass sich zwar die laufende Verzinsung erhöht, allerdings werden auch Kursverluste auf bestehende Portfolios zu verzeichnen sein. Anleiheportfolios werden im Jahre 2016 zwar keine hohen Beiträge zur Wertentwicklung liefern, bleiben aber in diesen unsicheren Zeiten ein wertvoller Stabilisator.
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