Diese Ziele sind begrüßenswert, denn gerade in Deutschland wird nachhaltiges Investieren oft noch in der ökologischen Nische verortet. Doch das wird weder der Bedeutung noch dem Beitrag gerecht, den nachhaltige Faktoren heute bei der Risikobewertung und der Rendite von Investments leisten.
Mehr Wachstum durch Nachhaltigkeit
Zum einen wird es für Unternehmen immer schwieriger, ihre umweltschädlichen Prozesse der Gemeinschaft aufzubürden, dafür sorgen zum Beispiel strengere Umweltgesetze, Auflagen und auch soziale Medien, über die sich beispielsweise weltweite Lieferketten prüfen lassen. Zum zweiten reduzieren ressourcenschonende Geschäftsmodelle und ein verantwortliches unternehmerisches Handeln die Risiken für Investoren.
Und drittens bieten Lösungen für die drängenden Fragen wie Umweltschutz, Klimawandel, Ernährung, Gesundheit und Bildung auch Wachstumspotenzial und damit wirtschaftlich attraktive Chancen für Anleger.
Vorbild Frankreich
In Frankreich ist das Thema nicht nur bei den Investoren, sondern auch in der Politik schon stärker angekommen. So ist gibt der Französische Staat seit 2017 grüne Staatsaneleihen aus, um nachhaltige und ressourcenschonende Projekte zu finanzieren. Damit ist er nach Polen erst das zweite Land, das nachhaltige Anleihen ausgibt.
Seit 2015 bestimmt der neue Artikel 173 des französischen Gesetzes über den Energiewandel, dass nicht nur Vermögensverwalter, sondern auch institutionelle Investoren darüber berichten müssen, wie genau sie ESG-Kriterien (ESG=Environment, Social, Governance) in ihre Investment-Strategien einbeziehen.
Die Veröffentlichungspflichten sind weitreichend und umfassen sowohl eine umfassende Übersicht der genutzten Kriterien, eine detaillierte Beschreibung der Analyse-Methodik und der Auswirkungen auf die Umwelt sowie auf Klimaschutzziele.
Mehr Transparenz durch Reporting
Die Pflicht zum Reporting allein reduziert weder den CO2-Ausstoß noch verbessert es die Lage von Zulieferern, Mitarbeitern oder der Gesellschaft insgesamt. Aber die dadurch entstehende Transparenz hilft, nachhaltige Themen sichtbar zu machen und in der Diskussion um relevante Kennziffern und Bewertungsmethoden weiterzukommen.
Nur so erhalten Investoren die Möglichkeit, sich nicht nur auf der Basis von Finanzkennziffern zu entscheiden, sondern die Nachhaltigkeit zur Grundlage einer Risiko- und Chancenbewertung zu machen und in ihre Anlageentscheidung mit einzubeziehen. Das Interesse gerade bei Institutionellen Investoren ist vorhanden.
Eine aktuelle Studie von HSBC beziffert das Volumen nachhaltig angelegter Gelder auf weltweit über 20 Billionen US-Dollar. Auch die Unterstützung der UN-Initiative Principles for Responsible Investment PRI hat in den vergangenen zehn Jahren stark zugenommen, von rund 200 auf über 1.700 Unternehmen aus der Finanzwirtschaft mit einem verwalteten Vermögen von rund 70 Billionen US-Dollar.
Bertille Knuckey ist Head of Sustainable & Responsible Investment Sycomore Asset Management
Foto: Sycomore