Politiker fordern, dass mehr bezahlbarer Wohnraum gebaut wird. Doch politische Eingriffe in die Immobilienwirtschaft schaden oft nicht nur Eigentümern sondern meist auch ihren Mietern. Gastbeitrag von Oliver Moll, Geschäftsführer und Inhaber Moll & Moll Zinshaus
Die aktuelle Legislaturperiode hielt für die Immobilienwirtschaft einige böse Überraschungen bereit. Die Politik hat eine Vielzahl gesetzlicher Regulierungen und Reformen beschlossen, die meist negative Auswirkungen für Immobilienbesitzer haben.
Die beiden Mietrechtsreformen, inklusive Mietpreisbremse und geplanter Mietspiegel-Erweiterung, sowie EnEV 2014 und 2016 sind die prominentesten Beispiele. Ein kritischer Blick auf den Status Quo und die politischen Eingriffe in die Immobilienwirtschaft zeigt: Gut gemeint ist manchmal eben das Gegenteil von gut.
Politik schadet langfristig Mietern
Politiker betonen zwar, dass mehr bezahlbarer Wohnraum gebaut werden müsse. Die zunehmende Rechtsunsicherheit durch immer mehr Vorgaben und Gesetzesänderungen steht dem jedoch entgegen: Eingriffe ins Eigentum, sinkende Renditen sowie eine schleichende Enteignung durch die Mietpreisbremse erhöhen die Vermögensrisiken für private Vermieter, die sich verständlicherweise zwei Mal überlegen, ihr Geld – und damit oft auch einen beträchtlichen Teil ihrer Altersvorsorge– in den Bau von Wohnungen zu investieren.
Langfristig schadet das der Wählergruppe, die man eigentlich entlasten wollte: Ohne private Investitionen wird sich die Situation in den Ballungsgebieten nicht entspannen. Einkommensschwächere Mieter und Familien haben dann auf dem umkämpften Wohnungsmarkt, trotz Mietpreisbremse, weiterhin das Nachsehen.
Erste Anzeichen
Was die Politik zu vergessen scheint ist erstens, dass Private Eigentümer die wichtigste Säule des deutschen Mietwohnungsmarktes sind. Auf sie entfallen zwei Drittel der rund 22,3 Millionen Wohnungen. Ziehen sie sich aus dem Markt zurück, wird das nicht nur den Wohnungsbau hemmen, sondern auch das Verhältnis zugunsten professioneller Unternehmen verschieben.
Die ersten Anzeichen sieht man schon jetzt: Während Quartiere früher von Mietshäusern einzelner Eigentümer und einer vielfältigen Anwohnerstruktur geprägt wurden, dominieren nun kommunale auf der einen und private Wohnungsbaugesellschaften auf der anderen Seite ganze Straßenzüge und Stadtteile. Das verstärkt das Risiko von Gentrifizierung und Segregation.
Regelungen vernachlässigen Leerstandsregionen
Der zweite Punkt, den die Politik komplett aus den Augen verliert: Nicht einmal 30 Prozent des Gebäudebestandes befindet sich in den Ballungszentren. Die Konzentration auf die vermeintlichen Brennpunkte der Big Seven und deren beliebteste Stadtteile führt aber dazu, dass gesetzliche Regelungen, die für einige wenige Viertel vielleicht nachvollziehbar sind, pauschal für das ganze Land angewendet werden.
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