Nur eine nachhaltige Perspektive sorgt für Zukunftsvertrauen bei Arbeitnehmern und vor allem jungen Leuten auch in Europa.
Sich darauf auszuruhen, dass die Eurozone zurzeit wieder wächst, ist nicht ausreichend. Das liegt an zinsgünstigen staatlichen Konjunkturprogrammen, die aber kein Ersatz für eine florierende Privatwirtschaft sind. Denn diese scheitert an nationalen Wirtschaftspolitiken, die aus wahlpopulistischen Gründen keine wachstumsfördernden, zunächst durchaus schmerzhaften Reformen betreiben, sondern sich vor allem der sozialen Gerechtigkeit widmet.
Positiver Populismus für Europa
Wäre es aber nicht viel besser, wenn soziale Gerechtigkeit durch prosperierende Volkswirtschaften bezahlt wird und nicht auf Staatsverschuldung beruht, die von der EZB stabilitätsungerecht finanziert werden muss und die Altersvorsorge für Zinssparer zur Alterssorge macht? Wenn Wirtschaftspolitik schon heute keine nachhaltigen Perspektiven schaffen kann, was will sie dann erst tun, wenn die globalen Herausforderungen der Digitalisierung ihren hohen Preis an den Arbeitsmärkten fordern?
Glaubwürdigkeit und wirtschaftliche Perspektiven zu schaffen sind wirklich alternativlos für unsere politische Elite. Wir brauchen einen positiven Populismus für Europa.
Erst dann kommt politische Ruhe in den Euro-Karton und man muss nicht vor jeder Nationalwahl in irgendeinem EU- oder Euroland Valium nehmen. Die Politik in Europa muss mit der Zeit gehen, sonst geht Europa mit der Zeit und damit auch seine Finanzmärkte!
Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Mit Wertpapieranalyse und Anlagestrategien beschäftigt er sich seit Abschluss seines betriebswirtschaftlichen Studiums 1990. Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator. Er ist aus Funk und Fernsehen bekannt und schreibt regelmäßig für Cash.
Foto: Baader Bank