Die Ökonomen der Postbank rechnen für das kommende Jahr mit einer positiven Konjunkturentwicklung in Deutschland. Insgesamt geht die Postbank von einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von real 2,1 Prozent nach 1,6 Prozent in 2015 aus.
Dr. Marco Bargel, Chefvolkswirt der Postbank, erklärte: „Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer sehr soliden Verfassung. Das Wirtschaftswachstum in Deutschland wird im Vergleich zum Jahr 2015 nochmals an Fahrt gewinnen. Wesentlich hierfür ist die Binnennachfrage mit einem erwarteten Anstieg der Investitionen in Höhe von 2,5 Prozent sowie einem Wachstum beim privaten und staatlichen Konsum von etwa 1,9 Prozent bzw. 2,1 Prozent.“
Niedrige Inflation und steigende Zahl der Erwerbstätigen fördern Konsum
Eine Fortsetzung des robusten Aufwärtstrends erwartet die Postbank hinsichtlich des privaten Verbrauchs. Auch wenn die Inflationsrate im Jahresdurchschnitt auf 1,3 Prozent steigt, so bleiben die übrigen, den Konsum stützenden Faktoren aber voraussichtlich intakt bzw. werden sich teilweise noch verstärken. So wird die Zahl der Erwerbstätigen im Jahresdurchschnitt nochmals um gut 300.000 Menschen steigen. Infolge moderater Steuersenkungen dürften die Nettoeinkommen der Beschäftigten in der Summe sogar etwas stärker zulegen als im Vorjahr. Da zudem die monetären Sozialleistungen deutlich steigen sollten, werden sich die verfügbaren Einkommen um rund 3 Prozent erhöhen. Dies wiederum wird die Konsumfähigkeit der Privathaushalte günstig beeinflussen, sodass für 2016 von einem Wachstum des privaten Verbrauchs von 1,9 Prozent auszugehen ist.
Aufnahme von Flüchtlingen wirkt sich positiv aus
Ebenfalls konjunkturfördernd mit einem anteiligen Effekt von insgesamt 0,2 Prozentpunkten wirkt sich die Aufnahme von Flüchtlingen aus, wobei ein Rückgang der Anzahl an Flüchtlingen von einer Million in 2015 auf 800.000 in 2016 unterstellt ist. Hauptursache des Positiveffekts sind steigende Staatsausgaben in Höhe von 2,1 Prozent für die Versorgung von Flüchtlingen bzw. Ausgaben für deren Integration. Damit einher geht ein Anstieg des staatlichen Konsums. Mittelfristig ist für diese Personengruppe dann von einer Entlastung der Staatsausgaben und einer Verschiebung hin zum privaten Konsum auszugehen.
Bargel: „Die Abschätzung der ökonomischen Auswirkungen des Flüchtlingsstroms ist derzeit noch mit großer Unsicherheit behaftet, da es in der jüngeren Geschichte keine vergleichbaren Ereignisse gegeben hat, und daher ein unmittelbares ökonomisches Vergleichsszenario fehlt. Wir können aber mit Sicherheit davon ausgehen, dass den kurzfristig steigenden Kosten auf staatlicher Ebene mittel- und langfristig deutlich positive Effekte in Bezug auf die Demografie und die Binnennachfrage gegenüber stehen.“ Mit der Zuwanderung von Flüchtlingen erwarten die Konjunkturexperten der Postbank für 2016 zudem einen Anstieg der Arbeitslosenquote von 6,4 Prozent (2015) auf 6,6 Prozent, da die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt einige Zeit benötigt.
Euroraum: Konjunkturelle Erholung sollte sich weiter beschleunigen
Eine positive Entwicklung erwartet die Postbank ebenfalls für den Euro-Raum, auch wenn das BIP-Wachstum mit 1,8 Prozent hinter den Erwartungen für Deutschland zurück bleibt. Aufgrund steigender Bruttoanlageinvestitionen und eines unverändert robusten privaten Konsums wächst das EWU-BIP damit um 0,3 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Vom Außenhandel ist trotz Euro-Schwäche wegen des schwachen globalen Konjunkturumfelds in 2016 kein positiver Wachstumsbeitrag mehr zu erwarten.
USA: Robuste Binnennachfrage trägt auch 2016 das Wachstum
Für die USA gehen die Experten der Postbank von einem erneut robusten Wachstum in Höhe von 2,6 Prozent aus. Ausschlaggebend sind hier die kräftigen Impulse aus dem privaten Verbrauch und den Investitionen, während die erwartete weitere Aufwertung des Dollars die Exporte negativ beeinflussen dürfte. (fm)
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