Was zeichnet einen brillanten Vortragenden aus? Seine effektvollen Folien-Charts? Seine ausschweifenden Fachsimpeleien? Der beeindruckende Zahlen- und Grafikdschungel, den er präsentiert? Oder doch nur die einfache Kombination aus Persönlichkeit und schwungvoller Rhetorik?
Genau so ist es! Ein überzeugender Redner zeichnet sich in erster Linie durch einen beredsamen Geist und eine verständliche Sprache, gepaart mit schlagfertigem Humor und durchdachtem Tiefgang aus. Doch auch das ist wertlos, wenn Wirkung und Aus-drucks-weise nicht kongruent mit den präsentierten Inhalten sind. Wir können die besten Inhalte haben, doch wenn die Wirkung nicht stimmt, ist die Rede nichts wert.
Eindrucksvolle Vorbilder für dieses Prinzip sind Politiker, Spitzenführungskräfte oder Gewinner des bedeutsamen Cicero-Redner-Preises. Weder kämpfen sie sich durch eine endlose Folienschlacht, noch machen sie langweilige Lese-Übungen. Vielmehr erzeugen sie Präsenz durch ihr eigenes Wesen, überzeugen durch die eigene Persönlichkeit und vor allem auch durch ihre Körpersprache.
Der Siegeszug der Powerpoint-Schlacht begann bereits vor etwa 25 Jahren. Mittlerweile laufen weltweit jeden Tag schätzungsweise 30 Millionen Powerpoint-Präsentationen über irgendeine Leinwand, deutsche Manager sehen im Jahr durchschnittlich 4.800 Charts – haben jedoch nur selten Freude daran. 80 Prozent des abschließenden Beifalls sind meist nur Ausdruck davon, dass die Zuhörer froh sind, dass sie es überstanden haben und die Präsentation zu Ende ist.
Der Ablauf dieser „Folien-Folter“ ist fast immer der gleiche: Mit perfektem „McKinsey-Styling“ und einem an die Wand gebeamten „Welcome“, werden Kunden oder Mitarbeiter erst einmal begrüßt. Die 4.000 Euro teure Chart-Präsentation erstrahlt an der Wand: Die erste Hürde – „Technik funktioniert“ – ist also bereits überwunden. Nun werden in circa 30 Minuten rund 46 Folien durchgepeitscht, überfrachtet mit langen Sätzen, endlosen Zahlenreihen, unverständlichen Grafiken und „hoch motivierenden“ emotionalen Bildern.
Der Redner hangelt sich streng an der Folienstruktur entlang, wiederholt brav die Sätze, die der Beamer an die Wand wirft und erkennt irgendwann, dass ihm die Zeit durch die Finger rinnt. Kein Problem: Die „Schlagzahl“ wird einfach ein wenig erhöht und schon ist es geschafft, mit nur einer Minute Verlängerung.
Der leicht gehetzt wirkende und achselverschwitzte Präsentator ist erleichtert, die potenziellen Kunden oder Mitarbeiter sehen müde aus – sehr müde.