Die Wohnungsbranche mag es gern schwarz-weiß. Auf der einen Seite die böse Wirtschaft, die mehr Neubau fordert, mehr Bauland, mehr Genehmigungen. Auf der anderen Seite die bösen Kommunen, die regulieren, Mieten deckeln und am liebsten ganz enteignen wollen. Als wäre das so einfach und einer der beiden Wege ein Garant für ewiges Wohnungsheil. Ein Kommentar von Patrick Herzog-Smethurst, Geschäftsführer DKW Gruppe.
Natürlich müssen die Kommunen in den Wohnungsmarkt eingreifen, denn die Konsolidierung der Miet- und Wohnungspreise in den deutschen Großstädten hat mittlerweile ein gesundes internationales Niveau erreicht. Jetzt nicht einzugreifen, würde dem Sozialauftrag des Staates widersprechen.
Es ist bloß davon auszugehen, dass die strengeren Maßgaben für die Wohnungswirtschaft die Preise stabil halten werden, und zwar (bis auf München) auf einem unteren mittleren Niveau. Wer meint, es sei der Staat, der die Mietpreisentwicklungen der vergangenen Jahre wieder zurückschrauben könne, der irrt –auch die Preise für Mobilität steigen.
Prognose: Preise in Ballungsgebieten bleiben konstant hoch
Auf der anderen Seite bezweifle ich, dass die benötigten eine Million Neubauwohnungen dazu führen werden, dass die Preise in den Ballungsgebieten sinken. Ich stelle dabei keineswegs das Prinzip von Angebot und Nachfrage infrage, sondern beobachte, inwieweit die bestehenden und zusätzlichen Angebote eben diese Nachfrage decken werden.
Der Sanierungsstau wird gleichbleiben oder nur geringfügig zurückgehen, die umweltpolitischen Ziele von gestern sind längst den damit einhergehenden Preisentwicklungen zum Opfer gefallen.
Wer die Wahl hat zwischen einer überteuerten, unsanierten Wohnung und einem Neubau mit fairem Preis-Leistungs-Verhältnis, wird in vielen Fällen den Neubau vorziehen. Modernisierung und Sanierung der Bestände werden also weiterhin auf die Miete umgelegt werden müssen, Deckel hin, Deckel her.
Immobilienwirtschaft kommt bei Nutzern und Politik schlecht an
Was bleibt, ist der notwendige Kompromiss. Die Immobilienwirtschaft darf sich über die Erfolge und Renditen der zurückliegenden neun Jahre nicht beklagen. Das belegt auch die steigende Anzahl an Trittbrettfahrern und Glücksrittern, denn es hat sich herumgesprochen, dass sich mit Wohnungen das schnelle Geld machen lässt – wenn dem bloß so wäre!
Nur steht es der Branche nicht gut zu Gesicht, allgegenwärtig Brillen mit den Dollarzeichen zu tragen, sie kommen weder bei den Menschen noch bei der Politik an. Und entsprechend gilt das für die rosaroten Brillen derjenigen Volksvertreter, die mit einer (wieder-)verstaatlichten Wohnungsfürsorge auf Stimmenfang gehen.
Wer dem Glauben schenkt, verkennt, dass Wohnen einen Preis hat, den letztlich der Verbraucher bestimmt.
Foto: Shutterstock