Frauen sind keine Zielgruppe des Finanzsektors”, so die Ökonomin und Chefin des Female Finance Forums, Claudia Müller, Anfang dieses Jahres im Wirtschaftsmagazin Capital. Das müsse sich ändern. Einige Versicherer scheinen an der Veränderung zu arbeiten.
Axa und Stuttgarter haben eigene Werbekampagnen zum Thema Versicherungsschutz für Frauen: die Axa „Eine Frau zu sein, sollte kein Risiko sein“, die Stuttgarter „HÖR AUF DICH“. Die Bayerische hat einen Podcast namens „FRAUSICHERT“. Die LV 1871 hat unter dem Titel „Versicherungen für Frauen” einen eigenen Bereich auf ihrer Website, ebenso die SV Sparkassenversicherung unter „Achtung Frauen, aufgepasst”. Was steckt hinter den Slogans?
In erster Linie treibt die Versicherer das Thema Altersvorsorge für Frauen um. „Ein Mann ist keine Altersvorsorge: Für drei Viertel der Frauen ist finanzielle Unabhängigkeit in der Partnerschaft wichtig. Aber: Fast jede zweite Frau ist im Fall eines einschneidenden Ereignisses in ihrer Partnerschaft nicht finanziell abgesichert, wie eine repräsentative Umfrage der LV 1871 im letzten Jahr gezeigt hat”, stellt Hermann Schrögenauer, Vorstand LV 1871, dar. Hier sehe man nicht nur eine große Lücke, sondern auch einen gesellschaftspolitischen Auftrag. Die Axa nennt Zahlen. Eine repräsentative Umfrage, die der Versicherer im September 2023 durchgeführt habe, unterstreiche die Wichtigkeit der Beratung – etwa bei der Altersvorsorge.
Das Wissen beim Thema Altersvorsorge fehlt
Mehr als jede zweite der unter 35-jährigen Frauen (52 Prozent) habe angegeben, nicht genügend Wissen zu diesem Thema zu haben und sich deshalb nicht ausreichend mit der eigenen Ruhestandsplanung zu befassen. 47 Prozent aller Frauen sagten außerdem, dass sie ihre finanziellen Ruhestandsplanung vor sich herschieben würden, unter den Männern seien es 37 Prozent. Vielen Frauen sei dabei wichtig, dass Altersvorsorgeprodukte flexibel seien und sich an unterschiedliche Lebenssituationen anpassen könnten.
„Frauen leisten nach wie vor mehr unbezahlte Care-Arbeit als Männer. Sie arbeiten auch deutlich häufiger in Teilzeit als Männer. Diese und weitere Faktoren führen dazu, dass das Einkommen von Frauen durchschnittlich nicht nur geringer ist, sondern über das gesamte Erwerbsleben auch stark schwanken kann”, so Claudia Flues, Product Ownerin bei Axa für das Altersvorsorgeangebot, zu den Ursachen der mangelnden Altersvorsorge.
Auch die Stuttgarter führt den deutlich größeren Anteil der Frauen an der familiären Care-Arbeit an, ebenso die Teilzeitarbeit über längere Zeiträume, außerdem noch die Elternzeiten. „Altersarmut sei weiblich”, was auch LV 1871 und Bayerische betonen. Auch laut Bayerischer sind Frauen aufgrund ihrer Erwerbsbiografie nach wie vor häufiger von Altersarmut betroffen als Männer.