Altersvorsorge: Mehrheit fehlen die Mittel

Zudem muss der Studie zufolge das derzeitige Sparverhalten der Deutschen im Hinblick auf die Altersvorsorge als unzureichend angesehen werden. Dies werde zu einer immensen Vorsorgelücke führen: Im Schnitt wollen die Deutschen demnach bei Renteneintritt etwa 96.000 Euro angespart haben. Hierfür legen die Bürger 21 Jahre durchschnittlich 179 Euro pro Monat zurück.

Bei einer durchschnittlich erwarteten Rendite von fast vier Prozent ergibt sich laut der Studie ein tatsächlicher Ansparbetrag von 69.000 Euro. Dies führe zu einer Vorsorgelücke von mehr als 27.000 Euro pro Bürger. „Die große Vorsorgelücke stellt die Bevölkerung vor große Herausforderungen, da sie zu erheblichen Einschränkungen im Alter führen wird, hier besteht dringender Handlungsbedarf“, so Jens Kleine, Professor für Finanzdienstleistungen an der Steinbeis-Hochschule Berlin.

Im Hinblick auf die einzelnen Berufsgruppen tun demnach vor allem die selbstständigen Handwerker zu wenig für die private Altersvorsorge. Diese sparen durchschnittlich nur 135 Euro pro Monat. Freiberufler legen monatlich etwa 400 Euro in die private Altersvorsorge an. „Ein hoher Sparbeitrag für die Altersvorsorge ist insbesondere für die Berufsgruppe der Freiberufler von immenser Bedeutung, da sich diese wegen der nicht vorhandenen Rentenversicherungspflicht nicht auf die staatliche Rente verlassen können“, so Wings.

 Familien sorgen besser vor

Bei der Betrachtung der Familiengröße werde deutlich, dass Familien mit Kindern deutlich besser vorsorgen als Kinderlose oder sich aber im Alter „Kinder-reich“ schätzen und somit über die Kinder abgesichert fühlen, heißt es in der Studie. Dies führe dazu, dass die Angst, im Alter vom Existenzminimum leben zu müssen, bei Familien mit Kindern deutlich geringer sei als bei Kinderlosen.

Bei der Bewertung der unterschiedlichen Altersvorsorgeprodukte werden der Studie zufolge die Eigentumsimmobilie und die betriebliche Altersvorsorge als geeignetste Anlagemöglichkeiten angesehen. Dennoch kann demnach der Besitz und die Einzahlung in ein Altersvorsorgeprodukt nicht als sichere Grundlage für eine ausreichende Absicherung in der Zukunft gewertet werden. So werden jeweils rund 17 Prozent der Altersvorsorgeverträge ausgesetzt oder vorzeitig aufgelöst, so die Studie.

Diese hohe Quote sei speziell vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und den bestehenden Versorgungslücken des staatlichen Rentensystems beunruhigend hoch. „Durch die hohen Abbruch- und Aussetzungsquoten der Altersvorsorgeverträge wird sich die Situation im Alter, insbesondere für Personen mit einem geringen Einkommen, weiter zuspitzen“, meint Wings.

Quelle: Sparda-Bank Hamburg

Eine Einschränkung des eigenen Lebensstandards wird der Studie zufolge von der Mehrheit der Deutschen nicht gewünscht. Knapp 73 Prozent der Bürger sind nicht bereit, ihren Lebensstandard zu Gunsten der Vorsorge einzuschränken. „Knapp die Hälfte der Bürger kann sich aber vorstellen, anstehende Lohnerhöhungen in private Vorsorge-Produkte zu investieren. Dies ist ein positives Zeichen“, kommentiert Wings.

Die Studie „Altersvorsorgereport: Deutschland 2014 – Aktuelle Situation und Herausforderungen“ ist eine Untersuchung der Sparda-Bank Hamburg und des Research Center for Financial Services der Steinbeis-Hochschule Berlin zur Analyse der Entwicklungen in der Altersvorsorge in Deutschland. Für die Studie wurden 2.000 Bundesbürger über 18 online befragt. (jb)

 

Foto: Shutterstock

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