Roland-Berger-Studie sieht Private-Equity-Branche im Stimmungsaufschwung

Europas Private-Equity-Investoren rechnen damit, im laufenden Jahr wieder mehr Deals tätigen zu können – allen voran in Skandinavien und Deutschland. Das ist ein Ergebnis der Studie European Private Equity Outlook 2013, für die Roland Berger Strategy Consultants 1.200 Marktteilnehmer befragt hat.

Gerd Sievers, Partner bei Roland Berger Strategy Consultants

Als wichtigste Zielindustrien gelten die Branchen Pharma und Medizin, Konsumgüter und Handel sowie Energieversorger. „Die Stimmung im europäischen Private Equity-Markt klart langsam aber stetig auf und der Markt nimmt wieder Fahrt auf“, sagt Gerd Sievers, Partner im Bereich Corporate Finance von Roland Berger Strategy Consultants. „Da die allgemeinen Konjunkturaussichten eher unverändert eingeschätzt werden, kann dies auf eine Verbesserung der Situation an den Finanzmärkten und der Entwicklung der Euro-Krise zurückgeführt werden.“

Aktuell halten 52 Prozent der Umfrageteilnehmer einen Anstieg der M&A-Transaktionen mit Private Equity-Beteiligung gegenüber dem Vorjahr als realistisch – vor allem in Skandinavien (plus 2,7 Prozent), Deutschland (plus 2,4 Prozent) und Polen (plus 1,9 Prozent). Das kann auf die wirtschaftlich positiven Aussichten in diesen Ländern zurückgeführt werden. Deshalb rechnen die Umfrageteilnehmer dort mit einer stärkeren Übernahmeaktivität. Rückläufig dürfte die Geschäftsentwicklung dagegen erwartungsgemäß in Griechenland, Frankreich, auf der iberischen Halbinsel und Italien sein.

Große Transaktionen über 500 Millionen Euro werden auch 2013 eher die Ausnahme bleiben, denn Experten halten unter anderem die Fremdkapitalbeschaffung weiterhin für schwierig: „Dieses Ergebnis verwundert, da aktuell viel Liquidität im Markt vorhanden ist und vereinzelt Vorbereitungen für Verkäufe größerer Targets angelaufen sind“, meint Sievers. „Insbesondere die Attraktivität und Kaufpreiserwartungen werden für die Anzahl und Größe der Transaktionen entscheidend sein.“ Die Studienteilnehmer erwarten, dass zumindest die Attraktivität der Targets steigen wird. Bei den Kaufpreiserwartungen wird keine signifikante Reduzierung gegenüber dem Vorjahr vorhergesagt.

Akquisitionsquellen stellen hauptsächlich Mehrheitsbeteiligungen von familiengeführten Unternehmen (46 Prozent) und mit je 43 Prozent so genannte Carve Outs (Abspaltungen aus Konzernen) und Secondary buy-outs (Verkauf an weiteren PE-Investor) dar. Als potenzielle Käufer führten strategische Investoren (23 Prozent) das Feld an, gefolgt von anderen Exit-Möglichkeiten über PE-Unternehmen sowie Dual- (Prüfung Verkauf und Börsengang) oder Triple Tracks (Prüfung Verkauf, Börsengang und Refinanzierung) mit jeweils rund 20 Prozent.

Wie die Studieninitiatoren weiter herausfanden, wollen sich die Wagniskapitalisten in 2013 verstärkt darauf konzentrieren, ihre Portfolio-Unternehmen weiterzuentwickeln. Dafür setzen sie sowohl auf strategische (39 Prozent) als auch auf operative (36 Prozent) Maßnahmen. Finanzielle Maßnahmen, wie Refinanzierungen oder Rekapitalisierungen, sind nur für 26 Prozent der Befragten relevant.

Indes: Zwei Drittel der Investoren sind der Meinung, dass sie die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells auf den Prüfstand stellen sollten. „Durch die Finanzkrise wurde ein gewisser Anpassungsbedarf offensichtlich. So ist zum Beispiel ein passives Portfoliomanagement langfristig nicht mehr tragbar. Die Private-Equity-Branche sollte heute die Chance nutzen, sich mit einem aktiveren Management von Portfoliounternehmen dem neuen Marktumfeld anzupassen, um künftig für mögliche Krisen besser gerüstet zu sein“, fasst Sievers zusammen. (af)

Foto: Roland Berger Strategy Consultants

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