Private-Equity-Fonds sind angezählt, aber noch im Rennen

Wie Cash. für seine alljährliche Marktübersicht ermittelt hat (Ausgabe 11/2009), waren im vierten Quartal 2009 lediglich 26 Private-Equity-Fonds mit einem angestrebten Investitionsvolumen von insgesamt 760 Millionen Euro in der Platzierung. Damit hat sich das auf Eigenkapital basierende Volumen binnen Jahresfrist nahezu halbiert. In der Blütezeit des Marktsegments im Jahr 2006 warben die 46 Offerten noch um mehr als zwei Milliarden Euro Emissionskapital. Tummelten sich damals noch 40 Initiatoren in diesem Marktsegment, sind es heute lediglich 14 Emissionshäuser. Allein acht der aktuelIen Offerten stammen von dem Dachfonds-Anbieter RWB, Oberhaching. Das Emissionshaus konnte eigenen Angaben zufolge in 2008 mit 332 Millionen rund 60 Prozent mehr Eigenkapital einwerben als im Jahr zuvor. Indes: In den ersten drei Quartalen  2009 waren es knapp 100 Millionen Euro.

„Natürlich hoffen wir auf einen Jahresendspurt“, sagt RWB-Vorstand Norman Lemke und sieht in der Spezialisierung seines Unternehmens einen entscheidenden Vorteil: „Die Menschen wissen, dass man nicht in allen Bereichen kompetent sein kann. Wer als Emittent opportunistisch jedes Boomsegment bedient, diversifiziert zwar seine Vertriebschancen, läuft aber möglicherweise Gefahr, an Profil zu verlieren“, betont Lemke.

Matthias Hallweger, HMW
Matthias Hallweger, HMW

Auch andere Emissionshäuser haben sich ausschließlich dem Wagniskapital verschrieben, darunter HMW, Fidura und Midas, die allerdings direkt investieren. Der Branchenzweite HMW konnte im letzten Jahr noch 180 Millionen Euro Eigenkapital einsammeln.

„Durch die Alfred Wieder AG werden wir in 2009 voraussichtlich 130 Millionen Euro der MIG-Fonds platzieren. Damit liegen wir im Rahmen der korrigierten Planungen von Ende 2008“, so Dr. Matthias Hallweger, Vorstandsmitglied der HMW. Bei weiteren Initiatoren wie BVT, KGAL, König & Cie. und MPC ist die Produktlinie seit Jahren ein fester Bestandteil des Spektrums an Beteiligungsangeboten.

Eine neue Variante sind Secondary-Fonds, die in Anteile an Zielunternehmen oder Zielfonds auf dem Zweitmarkt investieren. Die Beteiligungen werden zum Teil mit erheblichen Preisabschlägen angeboten, weil ihre ursprünglichen Zeichner dringend Liquidität benötigen. Unter den Verkäufern sind häufig institutionelle Anleger, deren eigene Portfolios Beschränkungen einzelner Assetklassen vorsehen und in denen Private-Equity-Anlagen nach Verlusten in anderen Segmenten übergewichtet sind.

Der US-amerikanische Fondsmanager Lexington prognostiziert bis zum Jahresende ein Transaktionsvolumen mit Secondaries von 25 Milliarden US-Dollar, im Jahr 2007 seien knapp sieben Milliarden US-Dollar umgesetzt worden.

Marktkonsolidierung vollzogen

Während erfahrene Initiatoren wie RWB und BVT versuchen, die Anleger mit solchen neuen Konzepten zu überzeugen, hat sich der Großteil der Anbieter, die erst 2005 oder 2006 auf den Wagniskapital-Zug aufgesprungen sind und lediglich einen oder wenige Fonds aufgelegt haben, wieder verabschiedet. Dazu zählen etwa Lloyd Fonds, HGA Capital und Hannover Leasing. Ausnahmen sind Wölbern Invest, LHI und das Duo Hansa Treuhand/Berenberg.

Aber die aktiven Emissionshäuser tragen der Anlegerpassivität Rechnung: Die aktuellen Fonds haben deutlich geringere Volumina als die Offerten früherer Jahre. So sank das durchschnittliche Zielvolumen der angebotenen Private-Equity-Fonds von 61,9 Millionen Euro im vierten Quartal 2005 auf nun 30,6 Millionen Euro.

Dennoch dauert die Platzierung der Fonds deutlich länger als in anderen Branchen: Von den in Cash. 11/2009 aufgelisteten 26 Beteiligungsangeboten wurden lediglich sieben im Jahr 2009 in den Vertrieb geschickt. 14 Offerten werden bereits seit dem letzten Jahr platziert, vier stammen noch aus dem Jahr 2007, und Fidura versucht gar seit August 2005, die Anleger für den Rendite Plus Ethik Fonds zu begeistern.

Das gesamte Angebot aktueller Private-Equity-Fonds finden Sie hier

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