Die Stimmungskurve in der krisengeplagten deutschen Private-Equity-Branche zeigt wieder verhalten nach oben, wie eine Umfrage des Beratungsunternehmen Rödl & Partner herausgefunden hat. Hoffnung macht den Finanzinvestoren vor allem der Kapitalbedarf der Mittelständler.
66 Prozent der befragten Beteiligungsfirmen erwarten, dass sich der Private-Equity-Markt besser entwickeln wird als im Vorjahr. Sechs Prozent davon rechnen sogar mit einer deutlichen Verbesserung. Für Hoffnung sorgen insbesondere die ersten erfolgreichen Börsengänge.
Vor allem der deutsche Mittelstand finanziert sich der Studie zufolge zunehmend mit Beteiligungskapital. Mit dem Ausbleiben der „Big Deals“ konzentriert sich die Private-Equity-Branche auf kleinere Unternehmen. Dabei ist sie zunehmend bereit, auf Mehrheitsbeteiligungen zu verzichten. Umgekehrt steigt die Bereitschaft, sich Heuschrecken ins Haus zu holen.
„Beteiligungskapital wird im Mittelstand langsam zur Normalität“, erklärt Wolfgang Kraus, Geschäftsführender Partner von Rödl & Partner. „Der beginnende wirtschaftliche Aufschwung wird in wachsendem Maße durch die Private-Equity-Firmen mitfinanziert werden.“
Die mittelständischen Unternehmen seien bereit, Finanzinvestoren aufzunehmen, weil sie wachsen wollen. „Dabei verlieren die Kapitalgeber ihren Schrecken, weil sie den Machtanspruch zunehmend aufgeben, ihre Beteiligungen mehrheitlich zu kontrollieren“, so Kraus weiter.
Zudem zwinge das schwierige Umfeld für Exits die Beteiligungsgesellschaften zu langfristigeren Engagements. Dies komme dem Mittelstand entgegen. Das Fazit der Analyse laute deshalb: „Aus Heuschrecken werden Grashüpfer, die die Wirtschaft beleben“, so Rödl & Partner.
Insbesondere Unternehmen der Branchen IT, Umwelt, Medizintechnik und Biotech stehen laut Umfrage im Fokus der Beteiligungsfirmen. Bayern behauptet sich vor Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg als attraktivstes Bundesland für Finanzinvestoren.
Rödl & Partner hat im Frühjahr 2010 über 300 in Deutschland tätige Beteiligungsgesellschaften befragt. Angesichts der Rücklaufquote von 38 Prozent sind die Studienergebnisse repräsentativ. (hb)
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