Europas Finanzinvestoren setzen immer stärker auf Kollaboration statt Konkurrenz – das zeigt der „Private Equity Trend Report 2018“, für den die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC rund 250 europäische Beteiligungsmanager befragt hat.
Den Grund für diese Veränderung in den vergangenen drei Jahren sehen 66 Prozent der Befragten darin, dass sich die Kooperation mit strategischen Investoren deutlich intensiviert hat. „Anders ausgedrückt: Statt um ein Übernahmeziel zu streiten, macht man lieber gemeinsame Sache“, erklärt Steve Roberts, Leiter des Bereichs Private Equity bei PwC in Deutschland.
„Financial Engineering“ steht nur noch für neun Prozent im Mittelpunkt
Aus Roberts‘ Sicht „ist diese Entwicklung nur konsequent, denn auch in anderer Hinsicht zeigen sich Finanzinvestoren heute deutlicher kooperativer als noch vor zehn oder 15 Jahren“. So waren Private Equity-Gesellschaften hierzulande früher zum Teil gefürchtet, weil sie ihren Portfoliounternehmen oft hohe Schulden aufbürdeten, um die eigene Rendite zu maximieren. In der aktuellen PwC-Umfrage sagten dagegen 68 Prozent der Beteiligungsmanager, diese auch als „Financial Engineering“ bekannte Strategie habe stark an Bedeutung verloren.
Als die wichtigste Komponente des eigenen Geschäftsmodells bewerten 44 Prozent der Befragten, die Portfoliofirmen „im operativen Geschäft nach vorne zu bringen“. Zum Vergleich: Gerade einmal neun Prozent der Beteiligungsmanager hielten das „Financial Engineering“ immer noch für relevanter. Dazu passt, dass sich laut der kürzlich veröffentlichten PwC- Umfrage „Private Equity in Familienunternehmen“ inzwischen 83 Prozent der deutschen Familienunternehmer vorstellen können, einen Finanzinvestor an ihrem Unternehmen zu beteiligen. Diese Zahl lag 2013 bei gerade einmal 61 Prozent.
Die Rolle der Finanzinvestoren hat sich grundlegend gewandelt
„Die Umfrageergebnisse zeigen, wie grundlegend sich die Rolle der Finanzinvestoren im europäischen Wirtschaftsleben gewandelt hat“, sagt PwC- Partner Roberts. Wurde Private Equity früher als opponierende Kraft wahrgenommen, gelten die Beteiligungsfonds heutzutage als verlässliche Partner – und zwar unter Unternehmen genauso wie unter anderen Investoren. Dies zeigt auch ein weiteres Ergebnis des „Private Equity Trend Reports 2018“. So meinten 37 Prozent der PE-Manager auf die Frage, was sich denn im Verhältnis zu den eigenen Geldgebern verändere, dass diese sich immer offener für gemeinsame Investitionsprojekte zeigten. „Auch das ist ein bemerkenswerter Wandel“, sagt Roberts: „Es gab mal eine Zeit, da versteckten sich Pensionskassen oder Versicherer hinter Private Equity. Dagegen treten sie inzwischen offensiv als Co-Investoren in die Öffentlichkeit.“
Nur fünf Prozent glauben, dass das Geschäft in diesem Jahr abflaut
Unter dem Strich zeichnet die PwC-Studie das Bild einer „zunehmend reifen Branche, die immer tiefer in bestehende Strukturen eindringt und auf dieser Basis konstant hohen Zuwachsraten erzielt“, so Roberts. In der Tat ist ein Ende des seit Jahren anhaltenden Private Equity-Booms nichts abzusehen. So meinten 48 Prozent der befragten Beteiligungsmanager, dass sich die Zahl ihrer Investments 2017 im Vergleich zum Vorjahr erhöht habe – während nur 20 Prozent von einem Rückgang berichteten. Dabei zeigten sich 57 Prozent mit der Entwicklung ihrer Portfoliounternehmen zufrieden; unzufrieden waren hingegen nur 14 Prozent.
Für dieses Jahr rechnen zudem 50 Prozent der Finanzinvestoren mit nochmals besseren Geschäften, während nur fünf Prozent gegenteiliger Ansicht sind. Das Fazit von Steve Roberts lautet: „Die Private Equity-Branche erlebt keinen vorübergehenden Aufschwung, sondern sie ist dabei, sich dauerhaft als verlässlicher Partner zu etablieren.“ (fm)
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