Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Portfolios bestehend aus Aktien und Renten Anlegern nicht mehr ausreichend Diversifizierung bieten. Investitionen in Private-Markets könnten sich in diesem Zuge zum zentralen Baustein in Portfolios entwickeln, um auch über Konjunkturzyklen hinweg stabilere Renditen zu erhalten.
Institutionelle Anleger nutzen Vorteile von Private Markets bereits seit langer Zeit. Privatanlegern war diese Asset Klasse bisher allerdings nur bedingt zugänglich. Doch die Demokratisierung schreitet voran: Dank regulatorischen Änderungen wie etwa der im Februar vom EU-Parlament beschlossenen ELTIF-Reform (European Long-Term Investment Fund) erhalten Privatanleger immer bessere Möglichkeiten, um von Anlagestrategien in Private Markets zu profitieren – ein gutes Zeichen, denn es gibt einiges nachzuholen.
22 Prozent der Kunden nicht in Private Market investiert
Wie viel, das zeigt auch eine neue Studie des Marktforschungsinstituts „Research in Finance“ mit mehr als 890 europäischen Fondsselektoren, die sowohl im Privatkunden- als auch im institutionellen Bereich tätig sind. Demnach liegt zwar der Anteil des Privatkunden-Kapitals, das in Private Markets investiert ist mit durchschnittlich 7,7 Prozent nur knapp unter dem Anteil, den institutionelle Kunden in diese Anlegeklasse investieren – derzeit rund 9,2 Prozent. Die Studie ergab jedoch auch, dass 22 Prozent der europäischen Privatkunden noch immer nicht in private Anlagen investiert sind.
Auch regional scheint es große Unterschiede zu geben: In Deutschland ist der Anteil der in private Märkte investierten Kundengelder mit durchschnittlich zwölf Prozent am höchsten. Dicht gefolgt von den Benelux-Ländern mit elf Prozent sowie Frankreich und der Schweiz mit jeweils neun Prozent. Mit nur vier Prozent an investiertem Privatkundengeld stellt das Vereinigte Königreich bei Private Markets bisher eine Ausnahme dar.
Geldfluss in Private Equity wird anhalten
Mit der besseren Zugänglichkeit dürfte insbesondere das Engagement im Bereich Private Equity weiter zunehmen. Bereits im vergangenen Jahr konnte in diesem Sektor ein enormer Zuwachs beobachtet werden: Von den europäischen Anlegern, die derzeit in Private Equity investieren, haben elf Prozent der Privatanleger und sieben Prozent der institutionellen Anleger ihr Engagement erhöht. In den Benelux-Ländern und Italien lagen die Nettozuwächse sogar bei 16 beziehungsweise 15 Prozent. Zwölf Prozent der europäischen Privatanleger planen auch in Zukunft ihr Engagement weiter auszubauen.
Insbesondere der ELTIF könnte dabei zum Standard-Vehikel für den Zugang europäischer Privatanleger zu Private Equity werden. Das Vehikel bietet Privatanlegern bereits mit einem sehr geringen Investitionsbedarf Zugang zu Private Equity, Infrastruktur, Private Debt und alternativen Anlagen. Laut Schätzungen von Neuberger Berman ist der ELTIF-Markt allein in 2022 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 50 Prozent gewachsen. Die ELTIF-Reform macht Investitionen nun noch einfacher. Gleichzeitig wächst auch das Angebot: Die Zahl der alternativen Asset Manager, die ihre ersten ELTIF auflegen, wächst – und es ist zu erwarten, dass die Zahl der ELTIF-Auflagen in den kommenden Monaten weiter zunehmen wird.
Die Nachfrage nach Private Equity im Privatkundengeschäft dürfte daher in der kommenden Zeit stark ansteigen: Im Hinblick auf die Attraktivität von Privatvermögen insgesamt haben die europäischen Allokatoren Private-Equity-Primärinvestitionen und Private-Equity-Co-Investitionen als die attraktivsten Bereiche identifiziert. Private Equity hat sich für viele Anleger zu einer wichtigen Diversifikationskomponente entwickelt. Eine Assetklasse, die aus vielen Gründen ein wichtiger Grundbaustein für jedes Portfolio sein sollte – egal ob für institutionelle oder private Anleger.
Autor José Cosio ist Managing Director und Head of Intermediary beim Asset Manager Neuberger Berman. Das Unternehmen hat Anfang des Jahres seinen dritten ELTIF herausgebracht.