Per-Johan Horgby, Vorstand Privatkunden beim Hannoveraner Versicherungskonzern VHV Allgemeine, spricht über den verschärften Leistungswettbewerb in der Privathaftpflichtversicherung (PHV), das aus seiner Sicht noch nicht ausgeschöpfte Marktpotenzial sowie künftige Produktinnovationen im Segment PHV.
Cash.: Das branchenweite Beitragswachstum in der allgemeinen Haftpflichtversicherung konnte im vergangenen Jahr mit 1,5 Prozent gegenüber 2012 leicht zulegen, im Gegenzug sanken die Leistungen um 0,5 Prozent. Konnte die VHV an dieser positiven Marktentwicklung partizipieren?
Horgby: Mehr als das. Die VHV war in der Lage aufgrund Ihrer leistungsstarken und preiswerten Produkte in 2013 das Beitragswachstum in PHV um nochmal zehn Prozent zu steigern. Erstmalig hält somit die VHV mehr als eine Millionen Verträge im Bestand. Parallel arbeiten wir natürlich auch immer daran unser Schadenmanagement weiter zu optimieren. Das heißt konkret, dass wir im letzten Jahr unsere Regulierungsdauer weiter verbessern konnten. Auch zukünftig wird dieser Weg der konsequenten Ausrichtung auf die Servicequalität und Kundenorientierung weiter verfolgt.
Die PHV gehört für die Schaden- und Unfallversicherer in Deutschland zu den profitabelsten Sparten. In der Branche wird daher verstärkt versucht, sich mit neuen Produktvariationen vom Markt abzuheben. Bietet der Markt überhaupt noch genügend Potenzial für Produktdifferenzierungen?
Wir glauben ja! Wir als Versicherer müssen darauf achten, dass die Produkte immer einen klaren Vermittler- beziehungsweise Kundenutzen beinhalten. Bestes Beispiel ist unsere bereits vor Jahren eingeführte Leistungs-Update-Garantie. Hier werden Leistungserweiterungen im Neugeschäft automatisch für die Bestandskunden aufgenommen. Für den Vermittler bedeutet dies weniger Verwaltungsaufwand und der Kunde ist mit seinem Versicherungsschutz stets auf dem neusten Stand. Solche win-win-Situationen für alle Beteiligten werden dann auch entsprechend vom Markt angenommen.
Ihr Haus will ab Juli mit einer überarbeiteten Privathaftpflichtversicherung auf den Markt gehen. Unter anderem bieten Sie dem Kunden eine „Best-Leistungs-Garantie“, mit der Sie versprechen, den Leistungsumfang im Bedarfsfall auf das Niveau Ihres besten Mitbewerbers anzuheben. Wie wollen Sie sicherstellen, dass sich dieser verschärfte Leistungswettbewerb nicht als Bumerang für Ihr Haus erweist, das heißt zu stark auf die Marge drückt?
In punkto Leistung war es bisher eher so, dass Anbieter in der Produktgestaltung nachziehen mussten – beispielsweise bei der gerade genannten Leistungs-Update-Garantie. Mittlerweile bieten viele Anbieter diese Garantie an, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Deswegen machen wir uns über die Marge des Produkts keine Gedanken.
Das Preis-Leistungsverhältnis muss eben stimmen – und den Leistungsumfang haben wir beim aktuellen Angebot erneut erweitert: Nehmen Sie als Beispiel allein unsere besonders hohen Versicherungssummen von bis zu 50 Millionen Euro oder konkrete Leistungserweiterungen, wie die Absicherung von Schäden durch alle deliktunfähige mitversicherte Personen. Wir sind da schon heute mit einigen wenigen Versicherern diejenigen, die das überhaupt absichern.
Als weiteres Highlight werden wir ab Juli einen besonders günstigen Tarif für alle Kunden ab 55 Jahren anbieten, denn diese Zielgruppe verursacht nachweislich weniger Schadenfälle.
Trotz ihrer existenziellen Bedeutung meint rund jeder dritte Deutsche, auf eine PHV verzichten zu können. Wie erklären Sie sich das?
Die PHV gehört neben der Absicherung von Berufsunfähigkeit zu den wichtigsten Versicherungen überhaupt, weil sie – wie Sie es auch sagen – die eigene Existenz absichern. Bei beiden Versicherungen haben die Deutschen einen deutlichen Nachholbedarf – und das sehen im Übrigen auch die Verbraucherschützer so. Aber Versicherungen sind komplexe Produkte. Man beschäftigt sich eher ungern damit und bezahlt für ein mehr oder weniger abstraktes Leistungsversprechen.
Mit welchen Maßnahmen können zögerliche Kunden überzeugt werden?
Eine gute und bedarfsgerechte Beratung vor Ort durch den unabhängigen Vermittler ist mehr denn je gefragt. Denn auch im privaten Bereich kann es einfach zu schnell passieren, dass man im Fall der Fälle mit extrem hohen Schadenersatzforderungen konfrontiert wird – oder bei Verdienstausfällen mit jahrelangen Forderungen. Wollte man sich selbst – beispielsweise mit einem Sparvertrag – gegen solche Kosten absichern, wären diese Summen nie realisierbar. Das muss den Kunden einfach bewusst gemacht werden – und das geht am besten durch eine persönliche Beratung.
Interview: Lorenz Klein
Foto: VHV