Die dramatische Rezession in Argentinien als Folge der Aufgabe der festen Bindung zum US-Dollar zu Beginn des Jahrhunderts sollte der Verwandtschaft in Athen oder sonst wo in Euroland als abschreckendes Beispiel genügen. Auch für Deutschland ist eine Euro-Sklerose Gift. Wer in Europa hat dann noch Geld für unsere Güter und Dienstleistungen. Und wie gehen wir auf der Wettbewerbsebene mit dem Abwertungswettlauf der dann nicht mehr so treuen Verwandtschaft um? Wehret also den Anfängen!
Zu lebenslänglich verurteilt
Es gibt keine Alternative zum Verbleib des Onkels aus Athen in der Euro-Großfamilie. Eine bestehende Euro-Mitgliedschaft muss im besten Sinne des Wortes lebenslänglich sein. Insgesamt ist Euroland damit dazu verdammt, die griechische Pein innerfamiliär zu lindern. Der griechische Onkel muss zunächst genesungswillig sein und eine bedeutende Kneippkur vornehmen. Sicher kann dabei niemand Wunder von ihm erwarten. Aber eine eindeutige Gesundheitsverbesserung ist schon die klare Bringschuld.
Der Versuchung, die Daten des EKG zu schönen, muss der behandelnde Euro-Chefarzt einen ähnlichen Riegel vorschieben wie Eltern, die Süßigkeiten vor den Kindern verstecken. Für dieses Fordern wird Euroland im Gegenzug fördern: Ein Entgegenkommen wie die zeitweise Aufweichung des strikten stabilitätspolitischen Diätplans und selbst Schmankerl von Ziehmutter EZB sind denkbar.
Grundsätzlich steht viel auf dem Spiel. Jedem muss klar sein, dass die Euro-Familie neben einem Wirtschafts- und Währungsverbund v.a. eine Friedens- und Wertegemeinschaft ist. Auch aus historischem Blickwinkel darf man das nie aufgeben: Ohne ein starkes Euroland ist das ganze Jahr Aschermittwoch!
Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Mit Wertpapieranalyse und Anlagestrategien beschäftigt er sich seit Abschluss seines betriebswirtschaftlichen Studiums 1990. Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernseh- und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie durch Fachpublikationen präsent.
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