Das durch das Anlegerschutzgesetz vorgeschriebene Produktinformationsblatt verfehlt in vielen Fällen sein Ziel. Einer Studie zufolge ist sich die Mehrzahl der Bank- und Versicherungskunden beim Vertragsabschluss nicht sicher, was sie mit dem sogenannten Beipackzettel unterschreibt.
Nur für 36 Prozent der Kunden sind die Produktinformationen, die ihnen von ihrer Bank oder Versicherung ausgehändigt wurden, gut verständlich, wie eine repräsentativen Umfrage des Europäischen Instituts für verständliche Information (Exameo) sowie der Kommunikationsberatung Faktenkontor und des Marktforschers Toluna zeigt.
Jeder vierte der 1.000 Befragten gab an, bei dem ihm zuletzt angebotenen Finanzprodukt aufgrund der unverständlichen Produktinformationen den Abschluss verweigert zu haben. Die meisten von ihnen dürften dabei „Wiederholungstäter“ sein, so die Studienmacher. Mehr als 60 Prozent der Bank- und Versicherungskunden hätten in den vergangenen Jahren mit derselben Begründung schon mindestens einmal vom Kauf eines Finanzprodukts Abstand genommen.
Dass knapp jeder fünfte Kunde trotz zu komplizierter Vertragsunterlagen einen Abschluss getätigt hat, sollte dabei für die Branche kein Trost sein, meinen die Marktforscher. Oft seien zeitintensive Nachverhandlungen und eine hohe Stornoquote die Folgen solcher „Verkaufserfolge“. Auch die im Vertrieb immer wichtiger werdenden Weiterempfehlungen seien von diesen Kunden nicht zu erwarten.
Dabei sind die Wünsche der Kunden der Umfrage nach eindeutig. Für 71 Prozent von ihnen gehört eine verständliche Produktbeschreibung zu den drei wichtigsten Entscheidungsfaktoren beim Abschluss eines Versicherungs- oder Bankvertrags. Damit rangiert dieser Punkt deutlich vor einem günstigen Preis (62 Prozent) und einer insgesamt vertrauensvollen Beratung (50 Prozent).
Hintergrund: Der von Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) seit mehr als einem Jahr geforderte standardisierte Beipackzettel soll Anleger auf einen Blick über die Risiken von Finanzprodukten informieren. Nach langem Herumlavieren hat die deutsche Kreditwirtschaft Mitte März einen einheitlichen Standard für Produktinformationsblätter vorgestellt. (hb)
Foto: Shutterstock