Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen

Wissen Sie was heute Optimismus ist? Optimismus ist, wenn man auf Zinserholung hofft. Die wird es nicht geben, weil ansonsten die Zeppelin große Anleiheblase platzt und die Finanzwelt 2016 kein frohes Neues Jahr vor sich hätte.

Daher wird auch zukünftig die internationale Bruderschaft des billigen Geldes, wozu mittlerweile auch China gehört, das Geldgebläse nicht abstellen, sondern weiter aufdrehen. Diese geldpolitische Disziplinlosigkeit ist mittlerweile chronisch, nicht mehr therapierbar.

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Aber wie will man jetzt Kapitalmarktprognosen in einem Kapitalismus treffen, der sein charakteristischstes Element verloren hat, den Zins? Welche Bewertung ist für Aktien richtig, wenn ihre größte Konkurrenzanlageklasse „Anleihen“ mit dem zehnfachen des historischen Durchschnitts bewertet ist? Muss man dann auch Aktien die zehnfache Bewertung zubilligen? Unter dieser Betrachtung wären alle aktuellen Aktienkurse Jahrhundert-Schnäppchen.

Konjunktur-Rehlein aus dem Euro-Wald locken

Hat die Geldpolitik jetzt ihre realwirtschaftliche Erfolglosigkeit eingesehen? Nein, man wird mit noch mehr Zentralbankgeld von Draghi versuchen, das verschüchterte Konjunktur-Rehlein aus dem Euro-Wald zu locken.

Man will den typischen Konjunkturzyklus kastrieren: Einen Abschwung oder gar eine Rezession sollen tunlichst verhindert werden. Damit verfolgt die EZB aber auch ein politisches Ziel: Über die Verhinderung neuer Konjunktur-, aber ebenso Banken-, Finanz- und Staatsanleihekrisen soll das viel größere Risiko einer Euro-Sklerose – der Zerfall Europas – verhindert werden.

Seite drei: Kann man dennoch Kapitalmarktprognosen für 2016 wagen?

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