Ein Großteil der Teilnehmer einer aktuellen Umfrage des CFA Institute sehen in der Vergütung durch Provisionen einen Interessenkonflikt für eine anlegergerechte Beratung. Die Provisionssysteme müssten daher international angeglichen werden, heißt es in der Studie.
Mit der aktuellen Studie „Restricting Sales Inducements“ hat das CFA Institute, ein globaler Non-Profit-Berufsverband für Investment Manager, Finanzanalysten und professionelle Anleger, die regulatorischen Schritte nationaler Aufsichtsbehörden zum Thema Provisionsberatung untersucht.
70 Prozent der befragten Finanzprofis sehen demnach die größte Herausforderung in Anreizsystemen, die den Verkauf bestimmter Produkte mit Rückvergütungen und Volumenverträge in den Mittelpunkt rücken, nicht aber den Bedarf des Kunden. Die Provisionssysteme müssten daher international angeglichen werden, ohne Provisionsberatung zu verbieten, heißt es in der Studie.
Provisionsverbot benachteiligt Kleinanleger
Ein Provisionsverbot käme demnach jedoch insbesondere dem Retail-Anleger nicht zugute. 81Prozent der Befragten denken, dass mangelhafte Finanzberatung durch ein Verbot der Provisionen nicht ausgeschlossen werden kann.
„Viele Befragte verbinden mit einem Verbot der Provisionsberatung zudem die Gefahr, dass sich Finanzinstitute künftig ausschließlich auf Honorarberatung für Großkunden konzentrieren. Der Kleinanleger und Sparer könnte in diesem Szenario zu kurz kommen“, erläutert Susan Spinner, Geschäftsführerin der CFA Society Germany.
Statt eines Verbots von Provisionen favorisieren die Befragten demnach vor allem drei Lösungsvorschläge: 1.) Einführung einheitlicher Standards für die Kostenoffenlegung; 2.) Abschaffung spezifischer Volumenverträge und gestaffelter Provisionssätze; 3.) Einheitliche Provisionen als Teil der Managementgebühr in klar nachvollziehbaren Produktkategorien.
Provisionsberatung gilt als „größtes ethisches Problem“
„Bereits die Ergebnisse der „Global Market Sentiment“-Studie des CFA Institute, für die im Oktober 2013 über 6.500 Mitglieder befragt wurden, deuteten darauf hin, dass mangelhafte Anlageberatung durch provisionsorientierten Finanzvertrieb als größtes ethisches Problem der Finanzbranche identifiziert wird“, so Susan Spinner.
Die neue Studie zeige nun auf, dass – gerade in Europa, wo viele grenzüberschreitende Finanztransaktionen stattfinden – eine bessere Vergleichbarkeit und Angleichung von Provisionssytemen erforderlich sei, so Spinner weiter.
Für die Studie „Restricting Sales Inducements: Perspectives on the Availability and Quality of Financial Advice for Individual Investors” wurden 514 Mitglieder des CFA Institute im Mai 2013 befragt. Die Teilnehmer arbeiten mehrheitlich als Portfolio Manager, Finanzanalysten, Risikomanager oder Berater. (jb)
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