Das Beratungsunternehmen Oliver Wyman hält das Provisionsniveau in der Lebensversicherung für zu hoch. In einer aktuellen Studie sprechen sich die Berater dafür aus, die Vertriebskosten zu senken – andernfalls würde die Attraktivität der Produkte für den Kunden gefährdet.
Es sei problematisch, dass zwar die Verwaltungskosten verbessert wurden, die Provisionen aber weiter gestiegen seien, heißt es in der Oliver Wyman-Studie „Standortbestimmung Versicherungsmarkt Deutschland 2013“.
LV-Provisionsanteil macht 60 Prozent der Betriebskosten aus
Der Provisionsanstieg zwischen 2005 und 2011 liegt demnach bei rund 13 Prozent in der Lebensversicherung, in der Sachversicherung sind es rund zehn Prozent. Der Anteil der Provisionen an den gesamten Betriebskosten in der Lebensversicherung beträgt damit 59 Prozent (siehe Grafik), in der Sachversicherung knapp 50 Prozent.
„Trend zu höheren Provisionen gefährdet Produktattraktivität“
Bedingt durch die Niedrigzinsentwicklung gebe es vor allem in der Lebensversicherung weniger Volumen, um das hohe Provisionsniveau zu finanzieren, teilen die Berater mit. Dieser Trend gefährde die Attraktivität der Produkte für Kunden, warnt das Beratungshaus.
Die Diskussion in der Versicherungsbranche, eine gesetzliche Höchstgrenze für Provisionszahlungen einzuführen, zeige jedoch, so Oliver Wyman, dass die Versicherer diese Schwierigkeit erkannt hätten und vor einer Kehrtwende stünden.
Darüber hinaus raten die Studienautoren den Versicherern dazu, vermehrt nach Wachstumsfeldern Ausschau zu halten. So wuchsen die Prämieneinnahmen in der Lebensversicherung seit 2005 inflationsbereinigt nur um drei Prozent. Das geringe Wachstum sei zudem vor allem von volatilen Einmalprämien mit oft kurzer Laufzeit getrieben.
Attraktivität der Lebensversicherung erhöhen
Lebensversicherungsprodukte seien in ihrer derzeitigen Ausgestaltung häufig zweifach unerfreulich, kritisieren die Berater weiter – „für den Kunden mangels attraktiver Renditechancen und für den Versicherer aufgrund der hohen Kapitalbelastung“. Diese Negativ-Kombination sorge für weitere Probleme in der Lebensversicherung, obwohl private Vorsorge immer wichtiger werde und deswegen „attraktive Marktchancen“ zu erwarten seien.
Dieser Widerspruch müsse aufgelöst werden, um der Lebensversicherung neue Absatzchancen zu sichern, fordern die Experten von Oliver Wyman. Dies brauche gesellschaftliche und gesetzliche Veränderungen ebenso wie grundsätzliche unternehmensinterne Weichenstellungen hin zu „Einfachheit, Transparenz und neuen Garantielösungen“. (lk)
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