Provisionsdeckel würde Vorsorge gefährden

Welche Entwicklung erwarten Sie für das LV-Segment, sollte der Deckel in der bekannten Form kommen?
Blaich: Der Bedarf an einer Altersvorsorge ist ungebrochen hoch. Bereits heute fließt etwa ein Drittel des Bundeshaushalts in die gesetzliche Rente. Jedoch werden diese Mittel nicht reichen, um den Lebensstandard der Menschen im Alter zu halten. Die Babyboomer-Generation wird in den kommenden Jahren verrentet und wird damit zur großen politischen Herausforderung. Laut einer aktuellen Studie sorgt etwa die Hälfte der Deutschen privat nicht vor. Private Altersvorsorge ist ein langfristiger und komplexer Entscheidungsprozess. Vielen Menschen fehlen die Motivation und das Wissen dazu.

Der Vermittlerschaft kommt deshalb eine große gesellschaftspolitische Aufgabe zu: Den Menschen den Bedarf an Altersvorsorge aufzeigen, sie sensibilisieren und hochwertig beraten. Schon heute ist die Zahl von Finanzberatern und Versicherungsvermittlern stark rückläufig. Das Angebot an hochwertiger Beratung wird mit dem geplanten „Deckel“ weiter abnehmen. Mittelständische Strukturen werden geschwächt. Ich bin mir nicht sicher, ob es ein gewolltes Zukunftsbild ist, dass beispielsweise große Internetkonzerne rein online, ohne eine persönliche Beratung den zukünftig unerfüllten Kundenbedarf decken.

Ein weiterer Aspekt: Kunden schätzen eine unabhängige Beratung. Jedoch wären produktübergreifende Berater durch die geplante Fassung des Referentenentwurfs im Vergleich zu Ausschließlichkeitsorganisationen stärker gefordert, sich umzustellen. Zudem werden nur die großen professionellen Organisationen, die ihre Verwaltungskosten und Ineffizienzen reduzieren können, ihre Kunden noch qualitativ hochwertig beraten können.

Schauen wir noch einmal auf die Swiss-Life-Finanzvertriebe. Bei Ihnen wird es einen Wechsel bei der langjährigen Zusammenarbeit mit dem Analysehaus Softfair geben. Künftig werden Sie mit Franke und Bornberg kooperieren. Was sind die Gründe für den Wechsel, die vermutlich nicht in der räumlichen Nähe zu suchen sind?
Blaich: Für unsere wettbewerbsdifferenzierende Best-Select-Beratung brauchen wir schlanke, effiziente und komplett elek-
tronische Prozesse. So entstehen auch weniger Kosten für unsere Kunden. Da eine Angebots- und Vergleichssoftware ein Kernstück zur Umsetzung unseres Geschäftsmodells ist, ist die Unabhängigkeit und die hundertprozentige Betriebssicherheit der Software für unsere Vermittler sehr wichtig.

Inwieweit war der mögliche Verkauf von Softfair für den Wechsel ausschlaggebend?
Blaich: Mit der Übernahme von Softfair durch Fonds Finanz 2017 war für uns die gewünschte Unabhängigkeit von Externen nicht mehr gegeben. Nach intensiven Gesprächen mit Softfair sowie Sondierungen des Marktes ist unsere Entscheidung vor anderthalb Jahren gefallen. Der Wechsel zur Angebots- und Vergleichssoftware fb>xpert aus dem Hause Franke und Bornberg wird deshalb Ende dieses Jahres für alle unsere Vertriebe vollzogen sein.

Was ändert sich hinsichtlich des Leistungsumfangs, den Franke und Bornberg für Ihr Haus bereitstellt? Speziell der Bereich Arbeitskraftabsicherung ist bei Franke und Bornberg traditionell ein Schwerpunkt, ebenso wie bei Swiss Life. Auch ein Grund für den Wechsel?
Blaich: Neben dem Wunsch, von Externen unabhängig zu sein, waren für uns weitere Kriterien bei der Auswahl des richtigen Partners relevant. Die Absicherung ihrer Arbeitskraft ist ein wichtiges Thema für unsere Kunden. Das Know-how von Franke und Bornberg auf diesem Gebiet beispielsweise mit der produktsparten- und anbieterübergreifenden Risikoprüfung war einer der relevanten Punkte.

Das Team überzeugt darüber hinaus mit einer hervorragenden Analyse von Tarifen und Bedingungswerken sowie mit einer tiefen Fachlichkeit. Aufgrund der modernen Systemarchitektur ist die Performance der Vergleichssoftware sehr hoch. Saubere Vergleiche, neue Features, voreingestellte Masken, ein modernes „Look & Feel“ sowie eine intuitive Bedienerführung unterstützen die Vermittler dabei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren – die Vorsorge ihrer Kunden. Von schlanken, effizienten und komplett elektronischen Prozessen sowie von mehr Servicequalität profitieren alle – unsere Vermittler, Versicherungspartner und Kunden. Eine Win-Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

Interview: Frank O. Milewski, Cash.

Foto: Franz Fender

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