„Man riskiert sozialpolitische Verwerfungen, wenn man provisionsbasierte Beratung verbietet“, so Hufeld. Und weiter: „In Großbritannien hat man es versucht, mit einem erschreckenden Ergebnis: Denn es gibt deutliche Anzeichen, dass breite Bevölkerungsschichten seitdem von der Altersvorsorgeberatung faktisch abgeschnitten sind. Jemand, der wenig Geld hat, gibt einfach keine 150 oder 200 Pfund aus für einen Finanzberater – da können Sie predigen, so viel Sie wollen.“
Das ist mehr als deutlich und damit sind die Positionen der BaFin und des VZBV diametral entgegengegesetzt. Die Verbraucherschützer sehen Provisionen im Finanzvertrieb schon seit Jahr und Tag als Wurzel allen Übels, fordern deren Verbot und verweisen regelmäßig auch auf die angeblich guten Erfahrungen in Großbritannien, wo Provisionen seit 2013 verboten sind.
Zahlen aus Großbritannien
Mitte 2017 hatte sich der VZBV gar auf die Behauptung versteift: “In der Folge hat sich die Qualität der Beratung in Großbritannien deutlich verbessert.” Das war schon damals eine reichlich mutige Behauptung, die in einem Löwer-Kommentar entsprechend gewürdigt wurde.
In dem aktuellen Papier behauptet der VZBV, auch bezüglich der Niederlande, erneut: „Die Qualität der Finanzberatung und die Produktqualität sind in beiden Ländern in Folge der Reformen gestiegen.“ Ansonsten setzt er sich hauptsächlich mit den Argumenten gegen ein Provisionsverbot auseinander. Dazu zählen die drohende Beratungslücke wegen geringer Akzeptanz von Honoraren, der fehlenden Zugang von Kleinanlegern zur Honorarberatung sowie der erwartete Exodus der Finanzdienstleister.
Die Verbraucherschützer versuchen, diese Punkte mit Zahlen aus Großbritannien zu widerlegen, die allerdings zum großen Teil weder neu noch aktuell sind und zudem auch gegenteilige Interpretationen zulassen. Sie müssen hier nicht erneut durchgekaut werden, zumal die BaFin womöglich über andere oder neuere Informationen verfügt.