Der mögliche Austritt Großbritanniens aus der EU ist für die Berliner Quirin Bank kein Grund, ein reduziertes Tempo der Weltwirtschaft oder schlechtere Perspektiven für die weltweiten Aktienmärkte zu erwarten.
„Die Horrorszenarien, die seit Monaten im Zusammenhang mit der Brexit-Entscheidung an die Wand gemalt werden, sind deutlich überzogen“, sagt Dobbert. „Und dies sowohl was die Geschwindigkeit als auch das Ausmaß möglicher Auswirkungen angeht.“ Trotz der historischen Dimension der Brexit-Entscheidung dürften die Auswirkungen auf Gesamtwirtschaft und Finanzmärkte überschaubar bleiben. Einzige Ausnahme: Großbritannien selbst.
„Anleger, die – wie von uns grundsätzlich empfohlen – mit einem weltweit diversifizierten Portfolio aus Aktien und Anleihen aufgestellt sind, haben keine nennenswerten mittel- bis langfristigen Auswirkungen auf ihre Kapitalanlage zu befürchten, egal wie die Abstimmung ausgeht“, so Philipp Dobbert, Chefvolkswirt der Quirin Bank.
Temporäre Unsicherheiten möglich
Kurzfristig könnte ein Votum für den Brexit die Unsicherheit im Markt verstärken. Denn sollten die britischen Wähler sich tatsächlich für ein Verlassen der EU entscheiden, würde dies zunächst einmal einen langwierigen und schwierigen Verhandlungsprozess einleiten. Das Verlassen der EU ist keinesfalls kurzfristig möglich. Viele Fragen wären zu klären und müssten am Verhandlungstisch sondiert werden. Für die Briten geht es dabei vor allem darum, so viele Privilegien wie möglich beim Zugang zum größten Binnenmarkt der Welt zu erhalten und sich gleichzeitig so wenige unliebsame europapolitische Bedingungen hierfür einzuhandeln wie nötig. „Ein solch langwieriger Prozess mit ungewissem Ausgang produziert aus Sicht der Finanzmärkte vor allem eines, nämlich Unsicherheit“, kommentiert Dobbert. Dies könnte kurzfristig zu stärkeren Marktschwankungen führen.
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Verstärkt würde eine solche Unsicherheit noch durch die zunächst zu erwartenden negativen wirtschaftlichen Auswirkungen. Allerdings sind die tatsächlichen konjunkturellen Konsequenzen eines „Ja“ zum Brexit überaus schwer einzuschätzen. Absehbar ist jedoch, dass das Vereinigte Königreich aufgrund der hohen Abhängigkeit der britischen Wirtschaft von den europäischen Partnern in erster Linie selbst negativ betroffen wäre: Während nur etwa zehn Prozent der EU-Exporte nach Großbritannien gehen, entfallen gut 50 Prozent der Exporte Großbritanniens auf die EU. Die unmittelbaren Effekte auf die Wirtschaft Großbritanniens wären somit aller Voraussicht nach deutlich spürbarer als die umgekehrte Wirkung auf die EU. (fm)
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