Er deutet ein Ende des QT-Programms und eine QE-Umkehr an, die die kurzfristigen Renditen senken und die Renditekurve steiler machen soll. Das QT-Programm (Quantitative Tightening) der Fed hatte bisher die umlaufende Geldmenge verringert, was deflationär wirkte. Ein Ende dieser restriktiven Geldpolitik wird als Beginn einer neuen lockeren Geldpolitik interpretiert, was die Märkte sofort begannen einzupreisen.
Wallers Äußerungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die Chefin der Fed von Dallas, Lorie Logan, bekräftigte, dass es wahrscheinlich angemessen sei, das Tempo der Bilanzverkürzung zu verlangsamen. Der Goldpreis übersprang daraufhin am Freitag den Abwärtstrend bei 2.055 US-Dollar mit einem folgenden Anstieg auf das Allzeithoch und den Widerstand bei 2.080 US-Dollar.
Im europäischen Handel am Montagmorgen konnten die Bären noch den Widerstand bei 2.080 US-Dollar verteidigen, doch mit Handelseröffnung in den USA um 14:30 Uhr erfolgte ein Ausbruch über das Allzeithoch in einem Short-Squeeze. Shortseller mussten sich mit Überwinden des Allzeithochs eindecken, während neue Käufer aufsprangen und so der Goldpreis auf 2.120 US-Dollar gequetscht wurde.
Als die Fed zuletzt im zweiten Quartal 2012 ähnlich dieser Ankündigung eine „Operation Twist“ zum Verkauf kurzfristiger Staatsanleihen und Kauf langfristiger ankündigte, war dies das Ende eines QT-Programms und der Anfang eines neuen QE-Programms (QE3), das ein Jahr später folgte.
Während man offen über die Reduzierung des QT geredet wird, wird man die „Operation Reverse Twist“ natürlich nicht als QE bezeichnen, denn dies würde die Stimmung weiter anheizen und die Fed in die unangenehme Lage bringen, kurzfristige Anleihen zu kaufen, während sie gleichzeitig die Zinsen erhöht. All dies geschieht genau zu dem Zeitpunkt, an dem die BTFP-Fazilität der Fed ausläuft, welche den Banken in Schieflage die Aufnahme von Liquidität ermöglichte.
Während der Goldpreis erratisch anstieg, reagierten der USD-Index, der Euro und das britische Pfund (Cable) nur kurz und gering auf diese Meldung hin. Wie nachhaltig diese Rallye am Goldmarkt, getrieben durch die Aussagen von Waller, sein wird, bleibt abzuwarten. Der Fed-Vorsitzende Powell wird bei seiner halbjährlichen Anhörung vor dem Repräsentantenhaus und einem Senatsausschuss am Mittwoch bzw. Donnerstag wahrscheinlich seine Botschaft bekräftigen, dass die Fed es nicht eilig hat, die Zinsen zu senken. Womöglich wird er die Aussagen Wallers relativieren oder negieren, worauf der Preisanstieg am Goldmarkt wieder in sich zusammenfallen könnte.
Noch steht der Ausbruch des Goldpreises aus seiner mehrmonatigen Handelsspanne über 2.080 US-Dollar auf tönernen Füßen. Sollte der Goldpreis zurück in die alte Handelsspane zwischen 1.980 US-Dollar und 2.080 US-Dollar fallen, so würden Bullen abgefischt und ein erneuter Test der Unterstützung bei 1.980 US-Dollar würde wahrscheinlich werden. Etabliert sich der Goldpreis hingegen über seinem Allzeithoch, ist mit einer Fortsetzung des Preisanstiegs zu rechnen, wovon insbesondere die ausgebombten Goldminenaktien profitieren sollten.
Die Goldminenaktien des HUI-Goldminenindex stiegen seit Freitagabend um rund 8 % von einem Jahrestief aus an. Die zyklische Korrektur des Gold- und Goldminenmarktes war im Vorfeld einer Rezession eigentlich noch nicht beendet, doch könnte die Aussicht auf eine Änderung der Geldpolitik ein Game Changer für den Goldmarkt sein. Deshalb muss man die Möglichkeit des Beginns einer neuen Rallye der Goldminenaktien in Betracht ziehen, solange der Goldpreis oberhalb von 2.080 US-Dollar handelt. Kann sich der Goldpreis auf neuen Hochs etablieren, so könnten sich die Notierungen der Goldminenaktien des HUI-Goldminenindex schnell verdoppeln oder verdreifachen. Solange der Goldpreis über seinem Allzeithoch handelt, sollte man am Goldminenmarkt gut investiert sein.