Es gilt, eine kognitive Umstrukturierung vorzunehmen, die nach verschiedenen Methoden durchführbar ist, zum Beispiel nach dem Fünf-Schritte-Prozess, wie ihn Diplom-Psychologin Beate Wilken in ihrem Buch beschreibt, nach der „Work“ von Byron Katie oder anderen. Das zentrale Modell der rational-emotiven Verhaltenstherapien ist das ABC-Modell von Albert Ellis, das als Grundlage für alle sogenannten interaktionalen Stressmodelle gilt. Dabei geht es um das Verstehen der Entstehung von Stress und das Erlernen und Wissen um unsere grundeigenen Kompetenzen zur Stressbewältigung. Stresserleben fällt hiernach in drei Teile, die individuell aufgrund gelernter Muster und alter Glaubenssätze erlebt werden: Stressoren („Active elements“), persönliche Stressverstärker, also unsere Bewertungen („Beliefs“) und die ganz individuelle Stressreaktion („Consequences“).
Dem gegenüber stehen drei zentrale Kompetenzen zur Stressbewältigung: Die instrumentelle Kompetenz, die uns befähigt, unsere Stressoren zu identifizieren und gegebenenfalls auch zu reduzieren. Die mentale Kompetenz, die uns stressverstärkende Gedankenmuster identifizieren und hilfreiche neue Gedanken entwickeln lässt und die regenerative Kompetenz, die uns Ressourcen an die Hand gibt wie Sport, Ernährung und Entspannung.
Nun ist Stress allein noch keine hinreichende Bedingung für einen Burn-out und die Beseitigung von Stress nicht allein die Lösung. Daher geht es in allen interaktionalen Verfahren auch um das Verständnis von Macht und Ohnmacht, denn uns ist oft nicht bewusst, wie sehr diese beiden Zustände unser Leben beherrschen. Es liegt viel Kraft darin, sich der eigenen Macht bewusst zu sein und sie aktiv und eigenverantwortlich zu gestalten: Raus aus der Ohnmacht, rein in die Handlungskompetenz.
Immer drei Wahlmöglichkeiten
Dafür ist es wichtig zu verstehen, wann wir uns überhaupt „mächtig“, also handlungsfähig und selbstwirksam fühlen. Dieses Gefühl ist an drei Bedingungen geknüpft, wie die „Whitehall“-Studie, eine der größten und längsten je angelegten epidemiologischen Studien nachweisen konnte: Kontrolle über das eigene Tun, Gefühl der Selbstbestimmtheit und Entscheidungsfreiheit.
Für diese Bedingungen braucht der Mensch Wahlmöglichkeiten, nur dann erlebt er sich aktiv und fühlt sich handlungskompetent. Wenn wir frei entscheiden können, ist die Seele mit an Bord, dann entsteht die so wertvolle intrinsische Motivation. Was heißt das nun genau, wenn wir uns einem scheinbar unlösbaren Problem gegenüber sehen? Seien Sie sich bewusst, dass Sie tatsächlich immer drei Wahlmöglichkeiten haben:
1. Wir können das Problem lösen – auch wenn vielleicht ein Umweg oder Hilfe nötig ist. Hier setzen unter anderem Zeitmanagement- und Umstrukturierungskonzepte an sowie alle unterstützenden Maßnahmen wie Sport-, Ernährungs- und Entspannungskonzepte.
2. Wir können das Problem neu bewerten, im Sinne von: Ist es wirklich ein Problem? Hier setzen Konzepte der kognitiven Umstrukturierung an.
3. Wir können unser Problem aber auch einfach behalten – ganz im Sinne von „egal“. Manchmal ist ein Problem, mag es noch so groß sein, noch nicht dran, gelöst zu werden, aus welchen Gründen auch immer. Vor allem in diesem Punkt liegt viel Kraft, denn auch wenn wir uns für ein Problem entscheiden, wir es also (noch) nicht lösen, fühlt es sich für die Seele dennoch anders an, da die Entscheidung aus uns selbst heraus getroffen wurde – aktiv.
Seite drei: Die eigene Resilienz stärken