Die zunehmend schärferen Sanktionen gegen Russland könnten den lokalen Aktienmarkt dort weiter schwächen. Das befürchten die Experten der österreichischen Fondsgesellschaft Raiffeisen Capital Management (RCM).
Die Börsenkurse russischer Aktien waren bereits zu Beginn des Jahres stark gefallen. Angelika Millendorfer, Leiterin des Teams Emerging Markets Aktien bei RCM, erklärt: „Nun sollen härtere Sanktionen gegen Russland, das von der EU indirekt für den Abschuss des Malaysischen Passagierflugzeuges im Luftraum über der Ostukraine verantwortlich gemacht wird, den Druck erhöhen. Dadurch kam es nach einer zwischenzeitlichen Erholung wieder zu einem Rückschlag auf dem russischen Aktienmarkt, wobei dieser nicht so stark ausfiel, wie jener im Februar, als der Konflikt mit der Ukraine eskaliert ist.“ Im Ergebnis bleibe das Risiko am Aktienmarkt hoch, da die Zukunft des russischen Kapitalmarktes massiv von der weiteren Entwicklung der politischen Ereignisse rund um die Machtverhältnisse in der Ukraine abhängen werde.
Yukos-Urteil erhöht den Druck
Ein weiteres Hindernis: Sollten nach dem Urteil des Schiedsgerichts in Den Haag, wonach Russland den ehemaligen Aktionären des Erdölkonzerns Yukos rund 50 Milliarden US-Dollar zahlen soll, russische Assets im Ausland beschlagnahmt werden, könnte sich dies ebenfalls zu einem Problemthema entwickeln, so die Einschätzung von Millendorfer: „Die Verstaatlichung des nach der Jahrtausendwende zum größten Erdölkonzern Russlands aufgestiegenen Unternehmens Yukos war einer der größten wirtschaftspolitischen Skandale Russlands nach der Wende und hat das Investitionsklima beschädigt.“
Was bedeutet die aktuelle Situation für Investoren? RCM hat schon in den zurückliegenden Monaten sein Exposure in Russland reduziert. Millendorfer: „Aktien sind extrem günstig bewertet, immer mehr Unternehmen zahlen hohe Dividenden. Auf dem gegenwärtigen tiefen Bewertungsniveau werden aber einige selektive Zukäufe in verschiedenen Sektoren überlegt. Immerhin weisen viele Unternehmen trotz des schwierigen Umfelds auch eine erfreulich positive Geschäftsentwicklung auf.“ Ein positiver Aspekt des russischen Aktienmarktes seien die vergleichsweise hohen Dividendenrenditen: „Immer mehr Unternehmen schütten hohe Dividenden aus, die in manchen Fällen zwischen sechs und neun Prozent liegen – ein Trend, der sich noch verstärken könnte.“ (mr)
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