RCM sieht Osteuropa vorn

Der Konvergenzprozess Osteuropas bleibt trotz Finanzkrise intakt. Davon ist Angelika Millendorfer, die Leiterin der Abteilung Emerging Markets Equities bei der österreichischen Fondsgesellschaft Raiffeisen Capital Management, überzeugt. Insgesamt lasse sich einschätzen, dass die Aktienbörsen in Osteuropa langfristig nach wie vor hohes Potential bieten, vor allem, wenn die Weltwirtschaft sich stabilisiert und wieder zu wachsen beginnt.

?Trotz der vorhandenen Risiken und Problemfelder halte ich es aus heutiger Sicht für sehr unwahrscheinlich, dass die herumgereichten Katastrophenszenarien eintreten werden. Die Fakten stützen derlei Projektionen derzeit nicht?, sagt Millendorfer.

Hintergrund: Die gesamte Region hatte zuletzt einen rasanten konjunkturellen Einbruch, massive Kursverluste der lokalen Währungen gegenüber Euro und Dollar und Herabstufungen durch die internationalen Ratingagenturen sowie Befürchtungen über die Finanzierungssituation der osteuropäischen Staaten zu ertragen. Die Folge waren hohe Volatilität und wachsende Verunsicherung. Experten prognostizierten zum Teil bereits den finanziellen Kollaps der Region, der dann das gesamte europäische Bankensystem in den Abgrund reißen könnte.

Ukraine: Ausreißer nach unten

Im Zentrum des Sturmes stehe aber in erster Linie die Ukraine, so Millendorfer. Ihre Währung habe am stärksten gelitten und das Land scheine politisch und wirtschaftlich am anfälligsten. ?Die Gefahr, dass weiteren Staaten der Region, insbesondere den ?CEE-3? ? Polen, Ungarn und Tschechien, ein ähnliches Schicksal droht, ist bis auf weiteres gering. Dafür sorgt nicht nur die Einbindung dieser Staaten in die EU, sondern auch ihre wirtschaftliche und politische Lage, die sich ungleich besser darstellt als die der Ukraine?, so die CEE-Spezialistin aus Wien.

Kurschancen böten sich nach der jüngsten Erholung vor allem bei einzelnen, besonders günstig bewerteten Unternehmen. Millendorfer: ?Längerfristig sehen wir den Konvergenz- und Aufholprozess Osteuropas trotz der aktuellen Schwierigkeiten der Region als intakt an. Osteuropäische Anleihen und Aktien dürften daher auch künftig ein attraktives langfristiges Investment darstellen.?

?Dass die EU kein generelles Paket für Osteuropa geschnürt hat, sondern fallweise und zusammen mit IWF und Weltbank agieren will, sollte nicht dahingehend missverstanden werden, dass im Zweifelsfall keine Hilfe bereitgestellt wird. Die deutliche Aufstockung der IWF-Mittel versetzt diesen in die Lage, im Falle einer weiteren Verschärfung der Krise in Osteuropa rasch und umfangreich einzugreifen und ist daher eindeutig positiv für die Region zu werten?, analysiert die Fondsmanagerin. Zudem seien viele Staaten der Region selbst jenseits von Hilfspaketen durchaus gewappnet, um der Krise entgegenzutreten. (mr)

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