Nachfrageüberhang und Angebotsknappheit treiben die Mietpreise bei Wohnimmobilien weiter. Auch im Logistikbereich hält das Mietwachstum an, während der Strukturwandel im Einzelhandel weit fortgeschritten ist. Besonders für Core-Büroimmobilien in Deutschland, BeNeLux, Frankreich und UK öffnet sich in diesem Jahr ein Zeitfenster für Opportunitäten. Im Bestand kommt es weiterhin vor allem auf energetische Optimierung und die flexible Weiterentwicklung von Flächen für die zeitgemäße Nutzung an. Dies sind die zentralen Ergebnisse des aktuellen „Realometer“, das halbjährlich von der Real I.S. veröffentlicht wird.
„Noch ist der Investmentmarkt geprägt von der Schockstarre und Unsicherheit, die mit dem Zinsanstieg begonnen hat. Doch es sprechen eine Reihe von Argumenten dafür, dass sich in den kommenden Monaten Immobilieninvestitionen besonders erfolgreich entwickeln werden“, sagt Sven Scherbetitsch, Director Research und Investitionsstrategie bei der Real I.S. AG.
Die Immobilienrenditen werden demnach voraussichtlich 2024 ihren Höhepunkt erreichen, womit die Preiskorrektur endet. „Jetzt gilt es, Risiken realistisch einzuschätzen und bei niedrigen Transaktionsumsätzen mit Abschlägen zu kaufen, um sich künftige Renditen zu sichern.“
Die meisten Märkte bieten laut Real I.S. wenig Angebotszuwachs und lassen in den kommenden Jahren steigende Marktmieten erwarten. Mit Blick auf die Nutzungsarten ergeben sich folgende Chancen in Europa:
Büro: Anhaltendes Mietwachstum für Core-Büroimmobilien in Deutschland, BeNeLux, Frankreich und UK erwartet. Besonders Rotterdam gehört aktuell mit Nettospitzenrenditen von 5,5 Prozent und rund acht Prozent Leerstand zu den besten Bürostandorten.
Einzelhandel, Wohnen, Logistik, Hotel
Einzelhandel: Der Strukturwandel in der Branche ist weit fortgeschritten. Mietpreise werden im Jahr 2024 voraussichtlich ihren Tiefpunkt erreichen und eine Trendwende vollziehen. Stabile Erträge sind weiterhin bei Nahversorgern, Stadtteilzentren und Fachmarktagglomerationen mit Lebensmittelanker sichtbar.
Wohnen: Nachfrageüberhang und Angebotsverknappung treiben Mietpreise. Starke Nachfrage herrscht auch nach Micro-Apartments und möbliertem Wohnen. Aussichtsreiche Märkte sind Dublin, sowie deutsche und spanische Großstädte.
Logistik: Weiterhin anhaltendes Mietwachstum, bis 2027 von rund 13 Prozent erwartet. Zwar belastet aktuell die schwache Industrieproduktion, doch die Nachfrage nach modernen Flächen bleibt hoch. Bevorzugt werden Logistik-Hubs in den Niederlanden, Deutschland und Spanien.
Hotel: Die Hotelmärkte haben sich im Jahr 2023 weiter stabilisiert. Die Erholung ist weit fortgeschritten. In den kommenden Jahren positive Perspektiven bzgl. steigenden Zimmerumsätzen (Revenue par available Room).
Zwölf von 20 Ländern verbessert
Auf der Macro-Ebene sind Real I.S. zufolge die Rahmenbedingungen in den Nordics (Dänemark, Schweden, Finnland) sowie in den Niederlanden und Luxemburg aktuell besonders attraktiv, was die wirtschaftliche Dynamik sowie das Risikoprofil betreffen. Obwohl das konjunkturelle Umfeld schwach bleibe, konnten sich insgesamt zwölf von 20 betrachteten Länder gegenüber 2023 verbessern, zeigen also eine gewisse Widerstandsfähigkeit.
Mit Blick auf Nachhaltigkeitskriterien hat sich Frankreich etwas verschlechtert, Österreich hat eine bessere Bewertung erzielt. „Grundsätzlich spielen ESG-Aspekte europaweit bei allen Nutzungsklassen eine zunehmend größere Rolle und sind oft bereits ausschlaggebend für das ‚New Core‘. Wesentliche Voraussetzungen für langfristigen Anlageerfolg sind daher ESG-geprüfte Investitionen, eine kontinuierlich hohe Vermietungsquote und ein sehr guter paneuropäischer Marktzugang“, sagt Scherbetitsch.
„Realometer“ für Büroimmobilien: Je höher eine Stadt positioniert ist, desto größer ist die Renditeerwartung, je weiter rechts sie steht, desto höher ist das Risiko. Die deutschen Großstädte haben demnach das geringste Risiko bei mittlerer Renditeerwartung. Alle liegen im blauen Bereich, sind also „attraktiv“. Quelle: Real I.S. AG