„Wir können für die Regulierung dankbar sein“

Wie schätzt der Schiffsinitiator Dr. Peters die Marktentwicklung derzeit ein?

Was unseren Bestand betrifft, haben wir überall Regelungen mit den Banken getroffen, dass es zunächst weitergehen kann. Insgesamt gesehen erwarte ich 2013 ein noch schwierigeres Schiffsjahr als 2012. Die Gefahr der Notwendigkeit weiterer Restrukturierungsmaßnahmen ist gegeben. Die Frage ist, welcher Anleger das noch mitmacht.

Sie haben Ihre Schiffsfondsanleger bei Sanierungen mit der Rückforderung von Auszahlungen ins Boot geholt. Das hat Ihnen viel Gegenwind eingebracht. Nach mehreren gewonnenen Rechtsstreiten hat nun der Bundesgerichtshof in zwei Fällen zu Ihren Ungunsten entschieden. Welche Konsequenzen hat das? Und war Ihr Vorgehen rückblickend richtig?

Die Rückforderung von Ausschüttungen war von den Fondsgesellschaften in der Vergangenheit als Instrument der Liquiditätssicherung eingesetzt worden. Damit sollten insbesondere die Folgen der weltweiten Finanz- und Schifffahrtskrise überbrückt werden. Insofern war die Rückforderung von Ausschüttungen für zahlreiche Fondsgesellschaften kein Selbstzweck, sondern diente stets der nachhaltigen Aufrechterhaltung der jeweiligen Schiffsbetriebe. Wir sind nach wie vor der Überzeugung, mit der Rückforderung von Ausschüttungen ein wirtschaftlich richtiges Instrument zur Werterhaltung der Beteiligungen eingesetzt zu haben. Für unsere jüngeren Containerschiffs- und Tankerfonds bleibt es auch bei dieser Vorgehensweise, da dort das Rückforderungsrecht im Gesellschaftsvertrag – in den Paragrafen 4 Nr. 9 und 11 Nr. 5 – ausdrücklich geregelt worden ist. Für unsere älteren Fonds wird indes dieses Instrument wahrscheinlich entfallen, so dass wir im Einzelfall mehr denn je auf die freiwillige Unterstützung unserer Gesellschafter angewiesen sind, wenn die Fondsgesellschaften erfolgreich durch die Schifffahrtskrise geführt werden sollen. Wir werden nach wie vor für den Weiterbetrieb unserer Schiffsbeteiligungen kämpfen. Nur wenn wir die Schiffsfonds durch die Krisenzeiten hindurchbekommen, können diese in wieder ansteigenden Märkten Erlöse erzielen, die an die jeweiligen Gesellschafter ausgezahlt werden können. Dazu wird Liquidität nötig sein, die letztendlich im Rahmen von Sanierungskonzepten, die mit den Banken vereinbart werden, von unseren Gesellschaftern aufgebracht werden muss.

Werden Sie über den Regulierungsstichtag 22. Juli 2013 hinweg Produkte anbieten können?

Bis zu diesem Stichtag werden wir mit dem Flieger sowie vielleicht einem Immobilienangebot am Markt sein. Was das dritte und vierte Quartal angeht, bin ich mit Blick auf die Produktpipeline der Branche besorgt. Ich rechne mit nur wenigen KAGB-konformen Produkten.

Nach dem Tod von Unternehmensgründer und -chef Jürgen Salamon haben Sie das Ruder übernommen. Ist eine Art Kulturwandel im Haus die logische Folge?

Ein echter Kulturwandel ist sicherlich weder nötig noch angestrebt. Schließlich gab es ja bei meinem Einstieg in die Unternehmsspitze eine gemeinsame Grundlage. Natürlich war der Tod Jürgen Salamons ein einschneidendes Ereignis in der Unternehmenshistorie. Doch bei allen Diskussionen über Veränderungen sollte man sich immer auch fragen, was das Haus über 30 Jahre lang erfolgreich gemacht hat.

Dennoch werden Sie neue Impulse setzen wollen – welche sind das?

Ich habe höchsten Respekt vor der unternehmerischen Lebensleistung Jürgen Salamons, kann und will ihn allerdings nicht kopieren. Ich bin zudem nicht der Inhaber der Gruppe. Mein Credo ist, offen für Neues zu sein. Ich bin ein Freund von Teamarbeit und modernen Managementstrukturen, in denen die Verantwortung auf viele Schultern verteilt ist, wenngleich auch Herr Salamon natürlich nicht alle Entscheidungen selbst getroffen hat. Positiv ist, dass ein Prozess, aktiv mehr Verantwortung anzustreben, bei uns bereits eingesetzt hat. Mein Vorteil ist heute sicherlich, dass ich mich im Haus von Anfang an um das aktuell und künftig so wichtige Thema Regulierung gekümmert habe. Auch in diesem Zusammenhang, aber auch in der Zusammenarbeit mit institutionellen Investoren und Banken, sind breitere Managementstrukturen förderlich.

Wie gestaltet sich der Austausch mit den Anteilseignern der Gruppe, sprich der Familie Salamon?

Das ist eine sehr gesunde Zusammenarbeit. Die Familie spielt im direkten Austausch eine aktive, aber eben nicht konträre Rolle. Mir geht es darum, dass die Shareholder Entscheidungen verstehen und mittragen sollen.

Abschließend: Welche Konsequenzen bringt die Regulierung der Branche aus Ihrer Sicht?

Im Grunde können wir dankbar für die Regulierung sein. So wird die Branche zur Professionalisierung gezwungen. Aus meiner Sicht ist die Beschäftigung mit dem Thema in erster Instanz eine Kopfsache. Die Anforderungen aus der Umsetzung der AIFM-Richtlinie müssen ernsthaft und nachhaltig angegangen werden. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob das überall geschieht. So glaube ich, dass eher 15 bis 20 als 80 bis 90 Emissionshäuser einen KVG-Antrag stellen werden. Der Markt könnte sich in Richtung von Anbietern mit Bankenhintergrund verschieben. Das wird nicht jedem Vertrieb gefallen – darin liegt eine Chance für ein Haus wie das unsere. Alles in allem wird sich der Markt einschneidend verändern. Und dafür sind wir gewappnet.

Interview: Thomas Eilrich 

Foto: Dr. Peters

 

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