Wenn über neue Gesetze für die Versicherungsbranche in Deutschland diskutiert wird, dann schweift der Blick häufig nach Großbritannien. Dort hat die Regulierung des Finanzsektors viel früher begonnen. Die für Kunden und Makler überwiegend positiven Folgen werden immer offensichtlicher.
Gastbeitrag von Christian Nuschele, Standard Life Deutschland
Was sollte wegen der vor vier Jahren gestarteten Finanzmarktrichtlinie Retail Distribution Review (RDR) nicht alles eintreten: „Kunden werden nicht für Beratung zahlen!“, „Die Regulierung erstickt den Markt!“, und „Unabhängige Finanzberater werden zur gefährdeten Art!“ prophezeiten Kritiker vor Beginn der Finanzmarktrichtlinie im Januar 2013. Vier Jahre später ist klar: Die Chancen für Vermittlerfirmen und Produktanbieter waren nie größer.
Vermögende Verbraucher sehen RDR positiv
Tatsächlich haben viele Vermittler ihre Gewinne gesteigert und zusätzliches Personal eingestellt. Innovative, neue Geschäftsmodelle sorgen für verbesserte Marktpositionen. Und laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens NMG Group sehen 70 Prozent der vermögenden Verbraucher in Großbritannien RDR positiv.
Ziel der Einführung des Honorarsystems 2013 war es ja, die kundenorientierte, unabhängige Beratung voranzutreiben. Das ist offensichtlich gelungen, wie die britische Finanzmarktaufsicht FCA bald nach dem Start von RDR bescheinigte. Dabei war RDR nur die vorläufige Spitze einer seit Ende der 80-er Jahre fortlaufenden Regulierung mit tiefgreifenden Auswirkungen.
Britischer Markt hat sich grundlegend verändert
Produkte, Vermittler und Anbieter haben sich seitdem grundlegend verändert: Waren 1987 noch laufende Beiträge, die private Altersvorsorge und „With profits“-Verträge tonangebend, so dominierten 2013 bereits fondsgebundene Investments in der Altersvorsorge, Einmalzahlungen und Produkte auf Plattformen, mit denen der Kunde individuelle Steuervorteile nutzen kann.
Die Zahl der registrierten Vermittler in Großbritannien ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig gesunken: von 185.000 (1987) auf 11.000 abhängige und 35.000 unabhängige Vermittler („Independent Financial Advisors“, IFAs); Letztere machen 85 Prozent des Neugeschäfts aus.
Seite zwei: RDR führte zu Verbesserung in der Beratung