“Grundsätzlich sind die BVI-Berechnungen äußerst problematisch, weil sie auf sehr optimistischen, zum Teil auch falschen Annahmen bezüglich der Sterblichkeit sowie des Kapitalmarktes beruhen”, so Norbert Rollinger, Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) und Vorstandsvorsitzender der R+V Versicherung, in der Stellungnahme des GDV. Man habe die Annahmen des BVI überprüft und festgestellt, dass der BVI mit sehr hohen Renditen und einer verkürzten Lebenserwartung rechne. Damit entstehe der falsche Eindruck, dass das Geld in den meisten Fällen bis zum Lebensende reiche.
Gegen diese Kritik wehrt sich nun der BVI: „Unsere konservativen Berechnungen basieren auf offiziellen Daten. Ihnen liegen die Kurse deutscher Aktien und Anleihen seit Einführung des Dax und Rex im Jahr 1987 zugrunde. Damit sind alle Börsenphasen einschließlich mehrerer starker Kurseinbrüche berücksichtigt“, betont Frank Bock, Leiter Kommunikation beim BVI. „Unsere Berechnungen legen die tatsächlichen Lebenserwartungen zugrunde. Die Lebensversicherer dagegen müssen Sicherheitspuffer einrechnen, so dass sie mit unrealistisch hohen Lebenserwartungen rechnen. Das bemängeln auch die Verbraucherschützer.“ Das BVI-Modell orientiere sich an den Garantiezahlungen der Lebensversicherer. Künftige Überschussbeteiligungen dagegen seien nicht garantiert und für den Sparer nicht planbar.
„Wir setzen uns dafür ein, dass die Sparer, die keine Leibrente möchten, eine Alternative ohne Beitragsgarantien und Verrentungszwang haben. Diejenigen Sparer, die eine Leibrente möchten, sollen sie auch künftig wählen können. Ein Zwang zur Leibrente aber schadet all denen, die sie nicht wollen“, so Bock weiter. Entgegen der Behauptung des GDV sei die private Altersvorsorge eine Zusatzrente zur Aufrechterhaltung des Lebensstandards. Die Hauptquelle der Alterseinkünfte sei die gesetzliche Rente. „Wer die Notwendigkeit zusätzlicher staatlicher Transferleistungen heraufbeschwört, scheint davon auszugehen, dass es keine gesetzliche Rente mehr gibt oder dass sie nicht zum Leben reicht“, schlussfolgert Bock.
Mittlerweile hat sich auch der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) via Pressemitteilung kritisch zu der BVI-Studie geäußert. „Die Berechnung des BVI, wonach das Geld in 96 Prozent der Fälle bis zum Alter von 85 ausreicht, ist irreführend“, sagt BVK-Präsident Michael H. Heinz. „Tatsächlich können zwei Drittel der Frauen und mehr als die Hälfte der Männer damit rechnen, dieses Alter deutlich zu überschreiten. Außerdem kritisieren wir die Datenbasis sowie Annahmen der Studie zur Lebenserwartung. Deshalb erweist sich insgesamt die Vorstellung, dass Auszahlungspläne von Fondsrenten in den meisten Fällen bis zum Lebensende ausreichen, als trügerisch.“
Zudem seien die Prognosen für die Renditen deutscher Staatsanleihen und Aktien, auf der die Fondsrenten basieren und von den vergangenen drei Jahrzehnten extrapoliert werden, zu optimistisch. Deshalb würde auch unter diesem Aspekt ein Auszahlungsplan nicht ausreichen, um die Lücken in der gesetzlichen Rente zu schließen und den gewohnten Lebensstandard zu garantieren. „Um eine finanzielle Absicherung auch im hohen Alter zu gewährleisten, ist deshalb die Sicherheit einer lebenslangen Rente, wie sie mit Renten- und Lebensversicherungen erzielt wird, von entscheidender Bedeutung. Nur diese können ein stabiles und garantiertes Zusatzeinkommen auch in späteren Lebensjahren sicherstellen und bilden somit eine zuverlässigere Alternative zu zeitlich begrenzten Auszahlungsplänen von Fondsrenten“, so Heinz. Um tatsächlich lebenslange Liquiditätsströme zu gewährleisten, kann aus Sicht des BVK jedoch ein Mix aus Fondssparen und Versicherungen sinnvoll sein.