„Anleiheblase ist größte Anlageblase der Neuzeit“

Die Lage an den Kapitalmärkten ist derzeit wenig richtungsweisend. Die Politik der Europäischen Zentralbank überlagert vieles. Cash. sprach mit Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse der Baader Bank über die Gemengelage, den Euro und wie sich Anleger jetzt verhalten sollten.

„Dürfte Draghi tatsächlich nicht mehr massiv Anleihen aufkaufen, käme die Euro-Staatsschuldenkrise gewaltig zurück. Neue Schulden der Eurozone wären nicht mehr refinanzierbar. Dann wäre im Übrigen die Gefahr groß, dass die größte Anlageblase der Neuzeit – die Anleiheblase – platzt“.

Cash.: Die EZB pumpt jeden Monat Milliarden an Euro in die Märkte. Ist das eigentlich Fluch oder Segen?

Halver: Es ist alternativlos. Mario Draghi ist der gezwungene Erfüllungsgehilfe stinkfauler Euro-Politiker, die versäumen, über Reformmaßnahmen private Investitionen anzuziehen. Hier hilft die EZB mit künstlicher Konjunkturbefruchtung nach. Zur staatsschuldenfinanzierten Konjunkturstützung schafft sie günstige Schuldzinsen. Das ist ein geldpolitischer Marathonlauf. Denn auch wenn die Kreditzinsen grundsätzlich niedrig sind, sind damit nicht automatisch neue Kredite verbunden. Erstens gibt es noch zu viele alte, die abgeschrieben werden müssen und zweitens muss der Kreditnehmer auch eine gewisse Bonität mitbringen. Das ist in der Eurozone nicht flächendeckend gewährleistet.

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Was passiert, wenn die Politik der EZB doch einmal von einer kontrollierenden Instanz als nicht verfassungskonform beurteilt würde?

Dann wären drei Jahre Rettungsbemühungen seitens der EZB für die Katz gewesen. Die gesamte Eurozone wäre gefährdet, da der Spekulation auf steigende Staatsanleiherenditen wie bereits vor 2012 Tür und Tor geöffnet wäre. Wir hatten kürzlich schon eine kleine Renditewende, die sich jedoch nur als gesunde Korrektur entpuppte. Dürfte Draghi aber tatsächlich nicht mehr massiv Anleihen aufkaufen, käme die Euro-Staatsschuldenkrise gewaltig zurück. Neue Schulden der Eurozone wären nicht mehr refinanzierbar. Dann wäre im Übrigen die Gefahr groß, dass die größte Anlageblase der Neuzeit – die Anleiheblase – platzt. Die Schulden weltweit werden, wenn man alles zusammennimmt, Staatsschulden, private und Unternehmensschulden, auf deutlich mehr als 100 Billionen geschätzt.

Seite zwei: „Alle Zinsanleger werden gleichzeitig die Rentenmärkte verlassen“

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