Rekordplus bei Rente: „Eine schöne Momentaufnahme, mehr leider nicht“

Bundessozialministerin Andrea Nahles (SPD) sieht die bevorstehende größte Rentenerhöhung seit Jahren als guten Ausgangspunkt einer künftigen Rentenreform. Grüne, Linke und Gewerkschaften fordern umfassende Veränderungen in der Rentenpolitik.

 

Rente
Die rund 20 Millionen Rentner erhalten zum Monatswechsel die höchste Rentenerhöhung seit 23 Jahren.

Die Anhebung am 1. Juli zeige, dass die Renten stabil seien, sagte Nahles am Donnerstag in Berlin. Dies gebe der Politik Zeit. „Man braucht die Zeit, die wir jetzt haben, um die Zukunft richtig zu sortieren.“ Auch die Jüngeren sollten sagen können: „Das ist ein System, da verlasse ich mich drauf, das funktioniert.“

Die rund 20 Millionen Rentner erhalten zum Monatswechsel die höchste Rentenerhöhung seit 23 Jahren. Die Steigerung beträgt 4,25 Prozent im Westen und 5,95 Prozent im Osten.

 

DGB verlangt „Kurswechsel“ in der Rentenpolitik

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) verlangte einen „Kurswechsel“ in der Rentenpolitik. Ansonsten würden künftige Rentenerhöhungen sehr viel niedriger ausfallen, sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Nach geltendem Recht sinkt das Rentenniveau, die Renten verlieren bis 2030 rund neun Prozent an Wert gegenüber den Löhnen“, erläuterte Buntenbach. „Für einen Durchschnittsverdiener mit 45 Beitragsjahren entspräche das einem Wertverlust von rund 1500 Euro im Jahr.“

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Die Reserven der Rentenversicherung dürften zudem nicht weiter verbrannt werden. „Dazu sind ab sofort die jährlich knapp sieben Milliarden Euro für die Mütterrente aus Steuermitteln zu erstatten“, verlangte Buntenbach. Die Beiträge müssten zudem früher als vorgesehen angehoben werden.

„Eine schöne Momentaufnahme, mehr aber leider nicht“

Der Grünen-Rentenexperte Markus Kurth sagte der dpa: „Die aktuelle Rentenerhöhung ist für die heutigen Rentnerinnen und Rentner eine schöne Momentaufnahme, mehr aber leider nicht.“ Langfristig habe die Regierung kein Rezept gegen das sinkenden Rentenniveau und die zunehmende Altersarmut. Es müsse eine den Lebensstandard sichernde Rente auch für jene geben, die 2030 oder 2040 in den Ruhestand gehen.

Linke: „Schleunigst wieder“ zu einem lebensstandsichernden Rentenniveau zurückkehren

Der Linken-Experte Matthias W. Birkwald forderte sogar, „schleunigst wieder“ zu einem lebensstandsichernden Rentenniveau zurückzukehren. „Im Jahr 2016 bekommt zudem eine Rentnerin in Dresden nach 45 Jahren Arbeit zum Durchschnittsverdienst immer noch 966 Euro brutto weniger Rente pro Jahr als eine Rentnerin in Hamburg“, kritisierte er. (dpa-AFX)

Foto: Shutterstock

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