Rentenreformen: „Die Effekte kommen deutlich zu spät“

Michael Heuser
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Michael Heuser, wissenschaftlicher Leiter des Diva

Mit dem in der gesetzlichen Rente verankerten Generationenkapital und einer grundlegenden Reform des Riester-Sparens sollen Aktien mehr Relevanz in der Altersvorsorge erhalten. Wie Diva und AfW zu den Plänen stehen.

Mit dem Generationenkapital will die Bundesregierung den Kapitalmarkt nutzen, um mittels Kursgewinnen und Dividenden den Beitragssatz der gesetzlichen Rente zu stabilisieren. Dazu soll ein Kapitalstock aufgebaut werden, der vorrangig in Produktivkapital investiert. „Es ist zu begrüßen, dass neben den Beiträgen aus dem Umlageverfahren und dem Steuerzuschuss eine dritte Einnahmequelle für die Finanzierung der Renten aufgebaut wird. Allen Beteiligten muss jedoch klar sein, dass die Effekte deutlich zu spät kommen, um das vorrangige Problem der Finanzierung der Renten der geburtenstarken Jahrgänge zu lösen. Aber die Kinder der heute noch jungen Erwerbstätigen werden einmal vom Generationenkapital Nutzen haben“, erwartet Prof. Dr. Michael Heuser, wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (Diva).

Freuen werden sich seiner Einschätzung nach auch Unternehmen aus dem Ausland, denn schon aus Gründen der Streuung des Generationenkapitals, aber auch unter Renditeaspekten werde sich seine Anlage an den weltweiten Aktienindizes orientieren. „Die Frage muss erlaubt sein, ob diese Wirtschaftsförderung so gewollt ist. Zumindest sollte über Vorgaben nachgedacht werden, Mindestanteile des Generationenkapitals in deutsche und europäische Aktien zu investieren. Das stärkt die heimische Wirtschaft und sichert Arbeitsplätze. Denkbar wären auch gezielte Aktienkäufe von Unternehmen, deren Geschäftsmodelle im Einklang mit anderen politischen Zielen wie zum Beispiel dem Klimaschutz stehen“, so Heuser.


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Wie beim gesetzlichen Generationenkapital soll auch in der privaten Altersvorsorge Aktien mehr Raum gegeben werden. Die geplante Abschwächung der Bruttobeitragsgarantie soll den Anbietern in der Ansparphase mehr Freiraum in der Kapitalanlage geben. „Wir begrüßen die geplante Reform. Sie ist überfällig, damit es wieder mehr Angebote gibt. Mit dem diskutierten Wegfall der Verrentungspflicht am Ende der Ansparphase würde zudem die Flexibilität erhöht. Wer bis dahin schon anderweitig alles Erforderliche für die Finanzierung des Alters geregelt hat, wird froh sein, über sein gesamtes angespartes Riesterkapital verfügen zu können und nicht faktisch zu einer weiteren Rente gezwungen zu werden“, erklärt Norman Wirth, geschäftsführender Vorstand des AfW, einem der Trägerverbände des Diva. Bisher sind nur maximal 30 Prozent Kapitalverfügung möglich, der Großteil muss verrentet werden.

Ein Gesetzentwurf für eine Riester-Reform wird für Herbst 2024 erwartet. Sollte sich am Ende doch die Beibehaltung der Verrentungsgarantie durchsetzen, fordert Wirth weitere Maßnahmen: „Die Hauptsache ist doch, dass es nach mehr als 20 Jahren endlich wieder einen Impuls zur Förderung privater Altersvorsorge gibt. Alle sollten deshalb ein gemeinsames Interesse an einer Reform noch in diesem Jahr haben. Wenn es dann bei der Verrentungspflicht bleibt, sollte dringend auch etwas für die getan werden, für die eine Rente keinen wirklichen Sinn macht. Dann müsste man zusätzlich bzw. alternativ zu zulagengeförderten Riester-Verträgen zum Beispiel über einen hohen Steuerfreibetrag für langfristige Fondssparpläne nachdenken, der einmal im Leben, etwa nach dem 60. Lebensjahr, gezogen werden kann.“

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