Ricardo Tunnissen: Wer Kunden kein digitales Erlebnis bietet, riskiert zu verschwinden

Ricardo Tunnissen
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EXKLUSIV Die Baufinanzierung in Deutschland steht am Scheideweg. Digitalisierung – das Zauberwort unserer Zeit – hat längst Einzug in die Finanzwelt gehalten. Was bleibt von der persönlichen Nähe zum Kunden? Kolumne von Ricardo Tunnissen, Baufi Deutschland

Es ist Zeit, mit einem weit verbreiteten Missverständnis aufzuräumen: Die Digitalisierung wird den Finanzberater nicht ersetzen. Ganz im Gegenteil: Sie bietet ihm die Werkzeuge, um besser zu sein als je zuvor. Aber: Berater, die sich ausschließlich auf Technologie verlassen und die menschliche Komponente vernachlässigen, riskieren tatsächlich, überflüssig zu werden. Denn am Ende des Tages ist die Baufinanzierung ein Geschäft, das auf Vertrauen basiert. Und Vertrauen entsteht nicht durch digitale Tools – aber digitale Tools können helfen, es schneller, effizienter und gezielter aufzubauen.

Beginnen wir mit einer klaren Ansage: Die Digitalisierung der Baufinanzierung ist nicht aufzuhalten – und das ist auch gut so. Wer glaubt, dass Kunden im Jahr 2025 noch auf Papierstapel, endlose Meetings und langwierige Prozesse zurückgreifen wollen, hat den Wandel verschlafen. Kunden wollen heute schnelle, transparente und flexible Lösungen. Sie wollen von zu Hause aus einen Überblick über ihre Finanzierungsmöglichkeiten bekommen, den Status ihrer Anträge in Echtzeit verfolgen und Verträge mit einem Klick unterschreiben. Und ja, sie wollen sich auch per Videokonferenz mit ihrem Berater unterhalten, wenn es gerade passt – nicht, wenn der nächste Termin im Büro frei ist.

Die Technologie hat all das möglich gemacht. Sie ist nicht der Feind, sondern die Basis für eine moderne, kundenorientierte Beratung. Digitale Signaturen sparen Zeit und Nerven, Cloud-Lösungen machen Informationen jederzeit und überall zugänglich, und die Videoberatung ermöglicht persönliche Gespräche, ohne dass der Kunde das Haus verlassen muss. Das ist die Realität, und sie bietet enorme Vorteile – für Berater und Kunden gleichermaßen. Aber hier kommt der entscheidende Punkt: Die Digitalisierung ist kein Ersatz für den Berater, sondern eine Chance, seine Rolle neu zu definieren und zu stärken.


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Die Idee, dass Digitalisierung und persönliche Nähe im Widerspruch zueinanderstehen, ist eine gefährliche Illusion. Die Wahrheit ist: Kunden wollen beides. Sie wollen die Effizienz und den Komfort, den digitale Lösungen bieten – aber sie wollen auch Vertrauen und Sicherheit, insbesondere bei einer so großen Entscheidung wie der Baufinanzierung. Ein Hauskauf ist kein einfacher Online-Einkauf. Es geht um Lebensträume, um finanzielle Sicherheit, um den größten finanziellen Schritt, den viele Menschen je machen werden. Und genau hier liegt die Chance für Finanzberater: Kunden suchen nach Menschen, die sie an die Hand nehmen, die ihre individuellen Bedürfnisse verstehen und ihnen das Gefühl geben, dass sie nicht allein vor einem digitalen Formular sitzen.

Wenn Berater jedoch digitale Tools nutzen, um die Effizienz zu steigern und gleichzeitig mehr Raum für das wirklich Wichtige zu schaffen – das persönliche Gespräch, die individuelle Beratung, den Aufbau von Vertrauen – dann wird die Digitalisierung zum größten Verbündeten des Beraters. Was viele vergessen: Die Digitalisierung befreit den Berater von vielen zeitraubenden administrativen Aufgaben. Ein Großteil der Arbeit, die früher unendlich viel Papierkram und manuelle Prozesse erforderte, kann heute automatisiert und digital erledigt werden. Das ist kein Verlust – das ist ein Gewinn. Denn je weniger Zeit ein Berater mit der Verwaltung von Anträgen und Dokumenten verbringt, desto mehr Zeit bleibt für das, was wirklich zählt: die individuelle Beratung des Kunden.

Und genau hier kommt die wahre Stärke des Beraters ins Spiel. Ein Algorithmus kann vielleicht Zinssätze berechnen und Anträge durchleiten, aber er kann kein Vertrauen aufbauen. Er kann nicht auf die individuellen Sorgen und Bedenken eines Kunden eingehen, der Angst vor einer falschen Entscheidung hat. Er kann keine maßgeschneiderten Lösungen anbieten, die auf die komplexen Lebensumstände des Kunden abgestimmt sind. Das kann nur ein Berater, der die digitalen Tools versteht, aber gleichzeitig weiß, dass seine Hauptaufgabe darin besteht, für den Kunden da zu sein – nicht als Roboter, sondern als Mensch.

Videoberatung als Paradebeispiel

Es ist kein Widerspruch, digitale Tools zu nutzen und gleichzeitig persönliche Nähe zu schaffen. Im Gegenteil: Berater, die die Vorteile der Digitalisierung erkennen und sie gezielt einsetzen, können ihren Kunden noch besser zur Seite stehen. Sie können flexibel auf deren Wünsche eingehen, sie jederzeit über den Stand der Dinge informieren und schnell auf Fragen reagieren – all das, ohne die persönliche Bindung zu verlieren.

Die Videoberatung ist ein Paradebeispiel: Richtig eingesetzt, kann sie genauso wirkungsvoll sein wie ein Gespräch im Büro. Aber das setzt voraus, dass der Berater präsent ist – nicht nur als Bild auf dem Bildschirm, sondern als aufmerksamer Gesprächspartner, der sich wirklich für die Anliegen des Kunden interessiert. Die Digitalisierung ersetzt keine Empathie, aber sie schafft Raum dafür.

Ein oft übersehener Vorteil der Digitalisierung ist die gestiegene Transparenz. Kunden haben heute die Möglichkeit, ihre Finanzierungsschritte in Echtzeit nachzuvollziehen, Optionen zu vergleichen und fundierte Entscheidungen zu treffen. Diese Transparenz schafft Vertrauen – aber nur, wenn sie richtig vermittelt wird. Ein Berater, der seinen Kunden durch den digitalen Prozess führt, ihm die komplexen Informationen erklärt und ihn dabei unterstützt, die richtige Entscheidung zu treffen, wird als vertrauenswürdig wahrgenommen. Berater, die Transparenz als Chance nutzen, um ihre Kunden besser zu informieren und zu begleiten, gewinnen das Vertrauen ihrer Kunden – und das ist das höchste Gut in der Baufinanzierung.

Kunden zu Fans machen

Fazit: Wir müssen unsere Kunden zu begeisterten Fans machen. Die Baufinanzierung ist im Wandel – und das ist gut so. Die Digitalisierung bietet enorme Vorteile, aber sie ist nur so gut wie der Berater, der sie einsetzt. Berater, die verstehen, dass digitale Tools sie nicht ersetzen, sondern unterstützen, können die Digitalisierung nutzen, um noch enger mit ihren Kunden zusammenzuarbeiten. Sie können Prozesse effizienter gestalten, mehr Zeit für persönliche Gespräche gewinnen und das Vertrauen der Kunden stärken, indem sie Transparenz und Flexibilität bieten.

Die Digitalisierung ist nicht das Ende der persönlichen Beratung – sie ist der Anfang einer neuen, besseren Art, Vertrauen und Nähe zu schaffen. Gleichzeitig ist es unerlässlich, dem Kunden ein digitales Erlebnis zu bieten, das ihn nicht nur zufriedenstellt, sondern begeistert. Die Kombination aus nahtloser technischer Unterstützung und menschlicher Empathie kann Kunden so sehr beeindrucken, dass sie zu echten Fans werden – und in einer Welt voller Optionen ist das die Grundlage für langfristigen Erfolg – womöglich die einzige.

Der ehemalige Banker Ricardo Tunnissen ist Finanzblogger und Content Creator. Seine besten Videos wurden millionenfach geklickt. Inzwischen ist er zudem Geschäftsführer bei Baufi Deutschland.

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