Die Aussichten an vielen europäischen Immobilienmärkten sind einem aktuellen RICS-Marktbericht zufolge weiterhin gut. Die starke Entwicklung in Deutschland werde sich trotz Unsicherheiten im Einzelhandelssegment fortsetzen, vor allem bei Büro- und Logistikimmobilien.
Im aktuellen RICS-Marktbericht Global Commercial Property Monitor hebt der Berufsverband die weltweit positive Stimmung bei Vermietern und Investoren in den ersten drei Monaten des Jahres 2018 hervor. Überzogene Preise und eine restriktive Handelspolitik gehörten zu den wenigen Risiken mit Einfluss auf die Investmentstrategien in den USA, Asien und Europa.
Der europäische Immobilienmarkt boome weiterhin mit Amsterdam, Berlin, Frankfurt und Paris an der Spitze. In den internationalen Metropolen New York, Dubai und Shanghai gehe die Mehrheit der Teilnehmer an der RICS-Umfrage davon aus, dass es dort bereits erste Anzeichen für einen Abschwung gibt.
Positive Entwicklung in vielen Märkten
RICS Chief Economist Simon Rubinsohn: „Etablierte Märkte wie Berlin, Amsterdam, München und Dublin sind sowohl für Investoren als auch Mieter weiterhin am attraktivsten. Lissabon und Madrid entwickeln sich ebenfalls stark, wie auch die kleineren ost- und mitteleuropäischen Märkte Budapest und Sofia, in denen solide Investitionsvolumina verzeichnet werden.”
Auch wenn sich die Projektentwicklungspipeline allmählich an die Marktverhältnisse in vielen dieser Städte anpasse, sähen die Umfrageteilnehmer den Mangel an hochwertigem Baugrund als zentrales Problem. Dies deute auf eine erwartete Mietpreissteigerung hin, was insbesondere für Core-Objekte gelte.
„Maßgebend scheint dabei zu sein, dass die Nachfrage der Mieter die positive Stimmung auf dem Investmentmarkt – trotz anhaltender Bedenken bei der Preisentwicklung – unterstützen. Rund 80 Prozent der Befragten aus Deutschland nehmen den Markt als teuer oder sogar als sehr teuer wahr. Der Prozentsatz der französischen Umfrageteilnehmer, die diese Ansicht vertreten, liegt nur geringfügig darunter”, so Rubinsohn.
Deutschland: Starker Zuwachs der Nutzernachfrage
Sowohl im Büro- als auch im Industriesegment konnte in Deutschland dem Marktbericht zufolge im Vergleich zum Vorquartal erneut ein signifikanter Zuwachs der Nutzernachfrage verzeichnet werden. Die Nachfrage nach Einzelhandelsflächen stagniere weiterhin.
Die Erwartungen in Beug auf die Entwicklung der Kapitalwerte für die kommenden zwölf Monate wurden für alle untersuchten Teilmärkte unterschiedlich stark zurückgenommen, jedoch könne in allen Segmenten von einem Anstieg ausgegangen werden. Eine Ausnahme bilde mit voraussichtlich stagnierenden Preisen das sekundäre Einzelhandelssegment.
Im Städtevergleich könne Berlin erneut das beste Resultat erzielen (insbesondere im Bürosegment), obwohl die Aussichten etwas negativer eingeschätzt würden als noch vor drei Monaten. Auch in Frankfurt, München und Hamburg weise das Bürosegment äußerst günstige Prognosen auf, wobei das sekundäre Einzelhandelssegment jeweils am schwächsten abgeschnitten habe.
Investoren suchen Alternativen zu Core-Investments
„Der von uns im vierten Quartal 2017 beobachtete Trend setzt sich in den ersten drei Monaten dieses Jahre fort. Die Nachfrage nach Produkten im Investmentbereich ist weiterhin hoch, sodass vermehrt auf B-Städte und -Lagen sowie Value-add Objekte ausgewichen wird”, sagt Hanno Schrecker, Vorsitzender der Professional Group (PG) Commercial Property der RICS Deutschland.
Im Vermietungssegment werde der Druck auf Einzelhandelsmieten – insbesondere in B-Lagen deutlich sichtbarer. Aber auch in A-Lagen steige die Nachfrage nach deutlich kürzeren Laufzeiten durch die Einzelhandelsmieter, was als Indikator für eine Eintrübung in diesem Segment gewertet werden könne.
Die Mietpreisentwicklung wird in diesem Jahr nach Aussage der RICS voraussichtlich positiv bleiben. Dieser Trend werde vor allem vom Bürosegment (Core-Immobilien und sekundärer Markt) befeuert, aber auch die Spitzenmiete im Industriesegment werde kräftig steigen. Die Mietprognose für sekundäre Einzelhandelsflächen falle hingegen etwas negativer aus, wenngleich die Aussichten für Top-Einzelhandelsflächen nach wie vor positiv seien. (bk)
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