Die Royal Institution of Chartered Surveyors (Rics) warnt davor, dass gewerbliche Immobilien weltweit die Nachhaltigkeitsziele verfehlen könnten. Aus dem aktuellen Global Sustainability Survey geht hervor, dass ein wesentlicher Anteil der befragten Rics-Mitglieder das Ziel, dass bis 2020 zehn Prozent des Bestand den ökologischen Kriterien entsprechen, als gefährdet ansieht.
In Westeuropa und Nordamerika erwarten immerhin rund 40 Prozent der Marktteilnehmer, dass spätestens in fünf Jahren zehn Prozent des Immobilienbestands die Nachhaltigkeitskritierien erfüllen. Rund 20 Prozent der Befragten gehen jedoch davon aus, dass dieses Ziel auch in zehn Jahren noch nicht erreicht ist. Damit würden im Jahr 2020 mehr als 90 Prozent des Objektbestands die Anforderungen verfehlen, sollte das Anreizschema für eine energetische Sanierung nicht verbessert werden.
In Lateinamerika sind die Befragten noch pessimistischer: Dort erwarten rund 50 Prozent der befragten Mitglieder, dass es mehr als ein Jahrzehnt dauern wird bis zehn Prozent des gewerblichen Immobilienbestands die LEED- oder BREEAM-Anforderungen erfüllen. Für Afrika und den Mittleren Osten liegt dieser Anteil bei rund 30 Prozent. Deutlich optimistischer sind die Asiaten: Über 90 Prozent der Befragten rechnen dort damit, dass das Zehn-Prozent-Ziel bis 2020 erreicht wird.
Da jährlich nur ein bis zwei Prozent Neubauten den Bestand ergänzen, muss nach Auffassung der Rics daran gearbeitet werden, die Anreize zur Sanierung und energetischen Verbesserung von Bestandsimmobilien zu verstärken. „Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen ganz klar, dass den Regierungen in allen Teilen der Welt eine zentrale Rolle bei diesem Thema zufällt. Ohne monetäre oder indirekte Anreize zur energetischen und ökologischen Sanierung beziehungsweise Modernisierung werden wir die Ziele, die wir uns gesteckt haben, bei den gewerblichen Bestandsimmobilien nicht erreichen,“ kommentiert Ursula Hartenberger, Rics Global Head of Sustainability. Der Fokus politischen Handelns müsse sich hin zum Bestand verschieben.
Die Märkte, in denen dies besonders schwierig erscheint, sind laut Rics Afrika und der Mittlere Osten, während die Befragten in den sich entwickelnden Märkten Asiens und Osteuropas deutlich optimistischer sind. Die Rics weist zudem darauf hin, dass Eigentümer und Investoren verstärkt am Thema Nachhaltigkeit interessiert sind und dies als relevanten Punkt bei einer Investitionsentscheidung ansehen. Dabei nehme der Sektor für Büroimmobilien vor Industrie- und Einzelhandelsimmobilien insbesondere in Europa eine Führungsposition ein. (bk)