Union Investment, die Fondsgesellschaft der genossenschaftlichen Finanzgruppe, blickt auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2013 zurück. Cash. sprach mit Hans Joachim Reinke, Vorsitzender des Vorstands, über das Zinsdilemma, die ablehnende Haltung der Deutschen zur Aktie und die Notwendigkeit, mehr für das Alter vorzusorgen.
Cash.: Sie haben unlängst die These formuliert, der Wohlstand der Deutschen sei in Gefahr. Wie gelangen Sie zu dieser Einschätzung?
Reinke: Es liegt nicht so sehr am Umstand, dass die Deutschen nicht viel sparen, denn das tun sie, was auch an den Einzahlungen zu erkennen ist. Sie haben allerdings das Problem, dass sich im Niedrigzinsumfeld nicht mehr ausreichend Erträge realisieren lassen.
Hinzu kommt ihre generell unausgewogene Anlagestruktur. Denn drei Viertel des Vermögens ist im sicherheitsorientierten Bereich angelegt. Und wenn dieser wiederum mit niedrigen Zinsen versehen ist, dann kann man zwar viel sparen, wird aber nachhaltig keine Erträge auf der Uhr haben. Und wir müssen davon ausgehen, dass uns das Thema Niedrigzins noch eine ganze Weile erhalten bleiben wird.
Stichwort Aktienanlage. Im vergangenen Jahr wurden branchenweit mehr Aktienfonds ver- als gekauft. In Ihrer jüngsten Erhebung zum Anlegerverhalten wird der Anlageklasse eine gestiegene Attraktivität attestiert. Gleichzeitig will das Gros der Befragten der Aktie dennoch weiter fernbleiben. Wie passt das zusammen?
Das passt auf den ersten Blick nicht zusammen, auf den zweiten Blick allerdings schon. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Menschen einen entgangenen Gewinn als nicht so schlimm ansehen wie einen Verlust in gleicher Höhe.
Die Deutschen hätten in den letzten zwei Jahren viel Geld verdienen können, wenn sie am Aktienmarkt dabei gewesen wären. Haben sie indes nicht, weil sie nicht dabei waren. Warum waren sie nicht dabei? Weil sie Angst haben, Geld zu verlieren.
Hinzu kommen die schmerzlichen Erfahrungen mit dem Platzen der Dotcom-Blase, mit der Finanz- und schließlich mit der Staatschulden-Krise. Deshalb ist es mit der Aktienkultur in Deutschland auch so schlecht bestellt.
Die Aktionärszahlen sind auch im internationalen Vergleich deutlich ausbaufähig. Grund dafür ist, dass Anleger in den zurückliegenden Dekaden problemlos sechs Prozent verdienen konnten, ohne Risiken eingehen zu müssen.
Und jetzt, wo sich die Rahmenbedingungen grundlegend geändert haben, schaffen sie es nicht, aus ihrem tradierten und zinsfixierten Anlageverhalten auszubrechen.
Und was ist zu tun?
Wir werden aus den Deutschen kein Volk von Aktionären machen. Wir versuchen klarzumachen, wie man investieren sollte, um den über Jahrzehnte hart erarbeiteten Wohlstand insbesondere der Mittelschicht zu sichern.
Der Kunde muss sich angesichts dieses Zinsumfeldes mit seinem Berater über die vorhandenen Möglichkeiten austauschen. Denn wenn man sich die nominalen Zinsen ansieht und die Inflation abzieht, bleibt nicht mehr viel an Ertrag übrig. Darüber muss sich der Kunde Gedanken machen.
Wir können die Aktie intelligent transportieren, indem wir den Menschen Brücken zu chancenreicheren Investments bauen.
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