Riester-Rente am Scheideweg

Rentenexperte Klaus Morgenstern, der sich zusammen mit Weirich das Amt des DIA-Sprechers teilt, sieht die Politik in einer verzwickten Lage. Zwar verteidigt Morgenstern die Riester-Rente gegen die Fundamentalkritik, er weist aber zugleich auf einen „Geburtsfehler“ hin, den das rot-grüne Ziehkind bis in die heutige Jugendzeit hinein belastet und der „nicht mehr heilbar“ sei. „Es hätte bei Einführung der Riester-Rente klar sein müssen, dass die Kürzung in einem obligatorischen System nicht durch eine freiwillige Zusatzvorsorge kompensiert werden kann, weil nie alle Betroffenen tatsächlich die freiwillige Vorsorge auch nutzen. Also kann heute nur noch ‚Schadensbegrenzung‘ betrieben werden“, analysiert Morgenstern. Dazu gehöre vor allem, „sofort mit der Verunsicherung aufzuhören“, die mit Ankündigungen über eine mögliche Abwicklung der Riester-Rente verbunden sei.

„Wer schließt denn noch einen Vertrag ab, wenn er hört, die Riester-Rente sei gescheitert und müsse abgewickelt werden?“

„Wer schließt denn heute noch einen Vertrag ab, wenn er von den Politikern hört, die Riester-Rente sei gescheitert und müsse abgewickelt werden?“, fragt der DIA-Sprecher. Verbesserungspotenzial sieht er vor allem im Produkt-Handling: „Der Gesetzgeber hat ohne Frage mit dazu beigetragen, dass der Aufwand bei Riester-Produkten hoch ist. Vor allem die Kopplung von Zulagen und Sonderausgabenabzug macht die Abwicklung kompliziert.“

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Nicht ohne Grund habe die Politik nach dem Start der Riester-Rente noch einmal nachgebessert und beispielsweise den Dauerzulagenauftrag eingeführt. Dennoch bleibe das Verfahren aufwändig, kritisiert Morgenstern, der aber auch die Versicherungswirtschaft in die Pflicht nimmt: So komme die Branche nicht umhin, ihre Kostenstrukturen zu verändern.

Handlungsbedarf bei Abschlusskosten

„Bei den Verwaltungskosten sind die Versicherer in den zurückliegenden Jahren insgesamt schon ein ganzes Stück vorangekommen. Das zeigt, dass durchaus Veränderungen an den Kostenstrukturen möglich sind“, sagt der DIA-Mann. Für die Abschlusskosten treffe dies jedoch „bei weitem noch nicht in diesem Ausmaß zu“. Der Niedrigzins werde die Anbieter von Altersvorsorgeprodukten aber weiter zu Kostensenkungen zwingen, fährt Morgenstern fort, weil heute schon bei kürzeren Laufzeiten die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Garantien „nicht mehr zu liefern“ seien. (lk)

Foto: Shutterstock

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