Dr. Walter Botermann, Vorstandsvorsitzender des Versicherungskonzerns Alte Leipziger-Hallesche, und Dr. Jürgen Bierbaum, Vorstand Alte Leipziger, sprechen mit Cash. über den lädierten Ruf der Riester-Rente und die Kosten für Produktentwicklung und Vertrieb.
Cash.: Über die Leistungsfähigkeit der Riester-Rente wurde zuletzt sehr heftig gestritten. Wie nehmen Sie die politische Diskussion über die Altersvorsorge wahr?
Botermann: Der anstehende Bundestagswahlkampf wird diesmal wohl eher über die Altersvorsorge geführt werden und nicht so sehr über das Gesundheitswesen – auch deshalb, weil die SPD und die Grünen beim letzten Mal festgestellt haben, dass sie mit der Einführung einer Bürgerversicherung beim Wähler nicht gewinnen konnten. Dieses Mal soll es also die Rente sein.
Nun zur Riester-Rente: Das klassische Produkt weist die Verzinsung auf, die der Markt hergibt. Sie darf nun mal nicht – überspitzt ausgedrückt – in utopische Kreditrisiken oder gehebelte Hedgefonds investieren. Riskante Anlageformen sind hier einfach nicht erlaubt, sodass die Riester-Rente am Ende eine durchschnittliche Verzinsung aufweisen wird.
Nun gibt es aber im Riester-Segment zahllose Mini-Renten, die im Durchschnitt bei etwa 90 Euro liegen. Wie geht Ihre Branche vor diesem Hintergrund mit dem harten Vorwurf der Fehlberatung um, der von Seiten der Verbraucherschützer gern geäußert wird?
Bierbaum: Die Riester-Rente wurde nicht fehlberaten. Ich gebe zu: Am Anfang war ich selbst noch ein bisschen skeptisch, was den Nutzen des Produkts anbelangt. Dann habe ich mir mal ein Excel-Sheet gebaut und den sogenannten „Eckrentner“ herangezogen. Dieser Eckrentner symbolisiert den Verbraucher, der immer den durchschnittlichen Brutto-Verdienst zur Verfügung hat.
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Ich nahm weiter an, dass dessen Brutto-Gehalt mit zwei Prozent per anno wächst und er sowohl in die gesetzliche Rentenversicherung als auch in die Riester-Rente einzahlt. Das Ergebnis hatte mich wirklich überrascht: Damals kam pro Euro Riester-Beitrag doppelt so viel heraus wie pro Euro gesetzliche Rentenversicherung. Und selbst wenn man das mit dem heutigen Zinsniveau durchrechnet, wird man immer noch zu dem Ergebnis kommen, dass die Riester-Rente eine gute Sache ist.
Seite zwei: „Der Gesetzgeber muss die Rahmenbedingungen hinterfragen“