Die Börsen der Emerging Markets sind in den vergangenen Monaten prächtig gelaufen, die Aktienkurse einiger Regionen wie Indien gelten bereits wieder als teuer. Nach Einschätzung von Wim-Hein Pals, Fondsmanager des Robeco Emerging Market Equities, handelt es sich dabei aber lediglich um die Aufwärmphase – richtig losgehen soll es erst im nächsten Jahr.
Pals Argumente, warum Anleger Schwellenländer den etablierten Industriestaaten vorziehen sollten sind keineswegs neu. „Die Hauptmotoren der Schwellenmärkte sind ganz klar China und Indien. Die chinesische Wirtschaft wird voraussichtlich bereits im Jahr 2010 wieder um zehn Prozent wachsen“, sagt Pals. Die umfangreichen Fördermaßnahmen der Regierung in Peking, um die Konjunktur zu beleben, trügen schon erste Früchte.
Die derzeitige Kurse hält Pals für akzeptabel: „Die Bewertungen sind fast vergleichbar mit denen von entwickelten Märkten, aber die Schwellenländer weisen deutlich stärkere Fundamentaldaten auf. Kurzfristig werden die Schwellenmärkte durch positive Gewinnkorrekturen nach oben gedrückt.“ Auch Länder wie Korea und Taiwan hätten hunderte Millionen Dollar ausländischer Devisenreserven und Überschüsse in ihren Staatshaushalten
Weiter Bogen um Osteuropa
Von Osteuropa ist Robeco-Fondsmanager Pals dagegen nicht so begeistert und hat Polen und Co. deutlich untergewicht. In Lateinamerika setzt Robeco in erster Linie auf den Musterknaben Brasilien. „Das Land ist ein großer Exporteur von Eisenerz und profitiert somit von Chinas anziehendem Stahlbedarf“, so Pals. Nicht zuletzt seien die Finanzinstitute der Emerging Markets frei von sogenannten Toxic Assets wie etwa nicht handelbaren und damit wertlosen Kreditverbriefungen.
“Nach der deutlichen Erholung des laufenden Jahres werden sich die aufstrebenden Volkswirtschaften in 2010 als herausragende Anlageregion erweisen“, prognostiziert Pals und nennt als Grund den dortigen Strukturwandel weg von Exporten und hin zum Inlandskonsum: „Länder wie Brasilien, Indien, die Türkei, Russland, China und Indonesien haben ihre Abhängigkeit von den Exporten in die G7-Staaten deutlich reduziert.“ Diese Tendenz werde sich aufgrund der demographischen Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten weiter fortsetzen. (mr)