Robin Hood für die Verlierer der Globalisierung

Robert Halver, Baader Bank, mit seiner Sicht auf die 45. US-Präsidentschaftswahl und die Politik des künftigen Präsidenten Donald Trump.

Robert Halver, Baader Bank
Robert Halver, Baader Bank

Der Ausgang der Wahlen macht deutlich: Der US-Mittelstand hat gelinde gesagt die Schnauze voll, dass es ihm wirtschaftlich immer schlechter geht. Nach Inflation liegen die Löhne der Amerikaner weiter unter dem Vorkrisenniveau des Jahres 2007. Über 45 Millionen Amerikaner leben von Lebensmittelmarken – ein Siebtel der Bevölkerung. Und diejenigen die Arbeit haben, gehen wegen des Lohn-Dumpings teilweise mehreren Jobs nach, um über die Runden zu kommen. Auch Akademiker beklagen sich immer mehr, dass sie ihren Studentenkredit erst pünktlich zu ihrem Ableben bezahlt haben werden. Gute Jobs sind selbst für sie nicht mehr ausgemachte Sache.

Washington als Reich des politischen Bösen

In dieser Stimmungslage hat Trump es geschafft, sich bei den vermeintlichen Verlierern der Globalisierung im angeschlagenen „Rostgürtel“ – der ältesten und größten Industrieregion der USA –als Robin Hood zu verkaufen, der gegen den Sheriff von Nottingham alias Washington ankämpft. Washington gilt für unzählige Amerikaner als das „evil empire“, das Reich des politischen Bösen, dessen Elite zuerst an sich selbst denkt.

Trump wird politisch abspecken

Dennoch glaube ich, dass das, was im Wahlkampf sehr heiß gekocht wurde, in der Amtszeit von Trump deutlich weniger heiß serviert wird. Trump ging es darum, mit knackigen Themen Aufmerksamkeit wecken und damit die Wahl zu gewinnen. Er wird politisch abspecken, auch weil ihn eine republikanische Mehrheit im Repräsentantenhaus und Senat – je größer die Mehrheit, desto größer die Zwietracht in der eigenen Partei – bremsen wird. Ich unterstelle außerdem, dass Trump kein Aktenleser ist. Das spricht dafür, dass er die zweite und dritte Ebene die „Drecksarbeit“ machen lässt. Mitte des nächsten Jahres könnten wir alle gemeinsam feststellen: So schlimm, wie wir gedacht haben, ist es nicht gekommen.

Seite zwei: Finanzmärkte toben sich emotional aus

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